07.04.2020

Jürgen Kugler: Unterrichtsstunden E-Learning kompatibel gestalten

Berufsschuldirektorstellvertreter der BS 1140 Jürgen Kugler über die Herausforderungen auf Distance Learning umzustellen, wenn die Komponente des kundenzentrierten Arbeitens wegfällt ...

Im Gespräch mit Raphaela Kirschnick

Jürgen Kugler ist Berufsschuldirektorstellvertreter an der Berufsschule für Schönheitsberufe, 1140 Wien

Was ist für Sie in der aktuellen Corona Krise die größte Herausforderung den Schulbetrieb „am Laufen“ zu halten?
Jürgen Kugler: Die an unserer Schule ausgebildeten Berufe weisen einen hohen Anteil an kundenzentrierter Arbeit auf. Das Arbeiten am und das Umgehen mit dem Kunden haben oberste Priorität. Dies spiegelt sich auch in unserer modernen Unterrichtsgestaltung wieder. In Zeiten des E-Learnings fällt aber genau diese Komponente weg.
So ist die wohl größte Herausforderung tausende von Unterrichtsgestaltungen auf Fernlehre umzustellen und Lehrinhalte, die man gut in dieser Form vermitteln kann, vorzuziehen sowie bereits jetzt Pläne zu erstellen, wie wir andere nachholen können. Diese Herausforderung stemmen unsere Kolleginnen und Kollegen im Augenblick bravourös. Ein großes Dankeschön an die vielen, vielen geleisteten Extrastunden durch die Lehrerinnen und Lehrer der BS SB, um auch in dieser schwierigen Phase den gewohnt hochwertigen Unterricht zu gewährleisten und den Lehrlingen einen Abschluss zu sichern!

Gibt es denn bereits eine klare Aussage, wann Berufsschulen wieder öffnen werden?
JK:
Nein, dies muss in Abwägung des Pandemie Verlaufs wöchentlich neu abgeschätzt werden. Unsere Bundesregierung geht hier mit größter Sorgsamkeit vor, und so gilt auch für den Schulbetrieb: Menschenleben und Gesundheit haben Vorrang!

Es wird vom Bildungsministerium betont, dass Lehrabschlussprüfungen im Sommer stattfinden werden. Halten Sie das für realistisch?
JK:
Das habe ich so nicht gehört. Seitens unserer Schule setzen wir alles daran, auch den Abschlussklassen eine normale Beurteilung zu ermöglichen. Wie dann seitens der Witschaftskammern mit den Prüfungen umgegangen wird, kann ich nicht beurteilen.

"Eine Unterrichtsstunde vorzubereiten und in der Klasse zu halten ist wesentlich einfacher als denselben Inhalt E-Learning kompatibel zu gestalten,..."

Wie geht es dem Lehrpersonal in dieser Situation?
JK:
Es ist für alle eine arbeitsintensive Zeit. Eine Unterrichtsstunde vorzubereiten und in der Klasse zu halten ist wesentlich einfacher als denselben Inhalt E-Learning kompatibel zu gestalten, Aufgaben zu stellen und diese von allen Schülerinnen und Schülern zu kontrollieren. Auch das individuelle Feedback an unsere Lehrlinge nimmt enorm viel Zeit in Anspruch. Eine große Aufgabe, die wie bereits erwähnt, von unseren Lehrerinnen und Lehrern mit enormen Einsatz gemeistert wird!

Welche Unterstützung vermissen Sie aktuell/ würden Sie sich wünschen?
JK:
Wir werden großartig seitens der Arbeiterkammer, seitens unserer Vorgesetzten sowie von vielen Betrieben unterstützt. Hier merkt man, dass die Berufsgruppe der Friseure eine große Familie ist, die zusammen hält.
Ich wünsche allen Lehrlingen, allen Kolleginnen und Kollegen sowie allen Mitarbeitern in den ausbildenden Betrieben viel Gesundheit, gute Nerven für die schwierige Zeit und ein gesegnetes Osterfest!

Das wünsche ich Ihnen auch, vielen Dank für das Gespräch