Credit: imSalon Grafik

23.09.2009

Greta Kahn - eine Visionärin im Interview

Greta Kahn ist eine der Vorreiterinnen der kreativen Frisurenfotografie in Österreich. Ihre Arbeiten sind exzentrisch und bunt, kunstvoll und perfekt in Szene gesetzt. Und sie sind immer Ausdruck eines intensiven Lebensgefühls! Bereits 1975 ging Greta Kahn nach London, um dort einen Salon zu eröffnen. Vor allem aber fand sie in der britischen Metropole vielfältigste Inspirationen für das künstlerische Arbeiten an Frisuren im Fokus der Fotografie. Vor 15 Jahren zog es die Visionärin zurück in ihre Heimat, wo sie seitdem in Innsbruck mit großem Erfolg ihre beiden Salons „Classic Cuts“ und „Warehouse Cuts“ führt. Das kreative Art-Team um Greta Kahn setzt höchste Maßstäbe, allen voran Art Director Roman Klammer, oder beispielsweise auch Stylistin Evelyne Ensmann, die sich immer wieder in spektakulären Inszenierungen ausleben und in Österreich von sich reden machen.

imSalon.at: Künstlerisches Arbeiten am Kopf und kreative Frisurenfotografie ziehen sich wie ein roter Faden durch Ihr Leben. Wodurch lassen Sie sich immer wieder neu inspirieren?
GRETA KAHN: Von der Kunst im Allgemeinen, seien es die Bildenden Künste, die Fotografie oder Kunstausstellungen jeglicher Art. Weiters inspiriert mich das Leben in allen seinen Facetten hier und natürlich auf der ganzen Welt. Die Natur an sich lässt mich immer wieder Parallelen ziehen zum Leben, zur Kunst und ist meine ureigenste Inspirationsquelle.

imSalon.at: Sie sind 1994 von London nach Innsbruck zurückgekehrt. Das klingt von außen betrachtet ein wenig nach Kulturschock. Was waren die Gründe Ihrer Rückkehr und wie unterscheiden sich die beiden Städte in kulturellen und künstlerischen Belangen voneinander?
GRETA KAHN: „Back to the roots“ kam mir in den Sinn mit der Geburt meiner 3 Söhne. Hier in Tirol ist die Lebensqualität für Familien ungleich besser als in London. Da ich ja Tirolerin bin ist Kulturschock etwas zu weit gegriffen. In London ist die individuelle, künstlerische und wirtschaftliche Freiheit weit größer als hier, da wir hier für jeden Schritt den wir tun eine Genehmigung einholen müssen und alles erscheint sehr rigide und eng. Durch die kosmopolitische Struktur der Bevölkerung in London ist schon allein deshalb alles vielfältiger und bunter. In London kann jeder, der Engagement und Talent zeigt seinen Erfolg haben. Österreich tötet mit seiner übermäßigen Administration und übergroßen Bürokratie viel an persönlicher, individueller und künstlerischen Freiheit.

imSalon.at: Wie häufig reisen Sie noch nach London?
GRETA KAHN: 5 bis 6 Mal im Jahr.

imSalon.at: Ihr Lebenspartner Steven Woollard ist ein gefragter Fotograf und als solcher für die fotografischen Umsetzungen Ihrer Kollektionen verantwortlich. Wie verläuft der kreative Prozess? Wie entstehen Frisur, Styling, Set…? Wie viele Leute sind im Schnitt an einer Produktion beteiligt?
GRETA KAHN: Der Beginn einer Produktion findet meistens seinen Anfang in einem Kreativmeeting. Anwesend sind das Art Team, Fotograf, Make up Artist und Stylisten. Anschließend werden die Models gecastet. Mein Art Director Roman Klammer leitet dann den Fotoshoot und entscheidet wer letztendlich seine Chance bekommt mit dabei zu sein und vielleicht zukünftig im Art Team mit zu arbeiten bzw. Fuß zu fassen.

imSalon.at: Ihre Stylisten Evelyne Ensmann und Roman Klammer sorgen im hiesigen Markt mit ihren zahlreichen Nominierungen und Gewinnen ordentlich für Furore. Wie fördern Sie deren Talente, bzw. die ihrer Mitarbeiter im Allgemeinen?
GRETA KAHN: Wie jede andere Form von Kunst braucht man für kreative Fotos Übung, Übung, Übung….Wir haben das Fotostudio gleich neben dem Warehouse Cut, das auch meine Creativ Factory ist, angesiedelt und meine Mitarbeiter können jede gut durchdachte Idee immer in fotografischen Arbeiten umsetzen. Diese einzigartige Möglichkeit bringt natürlich viel Talent zum Vorschein und lässt meine Mitarbeiter zur Hochform auflaufen.

imSalon.at: Welche Tipps geben sie ihnen mit auf den Weg?
GRETA KAHN: Meine Mitarbeiter halte ich an, nach Abschluss einer Produktion sich der Kritik des Art Team zu stellen und auch selbst Eigenkritik zu üben. Weiters: NIE AUFGEBEN!!!

imSalon.at: Arbeiten bei Greta Kahn. Was bedeutet das? Was verlangen Sie von Ihren Mitarbeitern?
GRETA KAHN: Ich denke in der Branche einen ausgezeichneten Ruf zu haben und ich verlange von allen meinen Mitarbeitern Eigenverantwortung, Kreativität und zielorientiertes Arbeiten.

imSalon.at: Der Name Greta Kahn steht auch für absolut gut geschultes, kreatives Personal. Wie frei sind die Mitarbeiter bei deren Arbeit? Gibt es regelmäßige Rücksprachen?
GRETA KAHN: Da ich persönlich nicht mehr – seit London – in meinen Geschäften anwesend bin, treffe ich mich mit meinem Art Team regelmäßig. Ich lege großen Wert auf Freiheit und freie Gestaltung im Arbeitsbereich.

imSalon.at: Wie blicken Sie auf den österreichischen Friseurmarkt? Sehen Sie Raum für kreative Entwicklungen, bzw. wo sehen Sie Handlungsbedarf?
GRETA KAHN: Es hat lange gedauert, bis die Friseurbranche in Österreich aus ihrem „Dornröschenschlaf“ erwacht ist und lernte, dass das Image eines Salons nicht nur durch gute Salonarbeit und –führung zustande kommt sondern dass das Image immer gekoppelt ist (zB Shows, Events, Seminare und Fotografie) mit vielen Kooperationspartnern im Außen (Medien, Fachzeitschriften, Zulieferer etc.). Nur so kann eine Marke generiert, aufgebaut und penetriert werden. Branding ist einer der wichtigsten Erfolgsgaranten…
Durch den Schwarzkopf Award hat sich die Qualität und Kreativität der Friseure enorm entwickelt und gesteigert und damit hat sich eine Handvoll Salons schon jetzt etabliert und können es getrost mit großen, internationalen Namen aufnehmen. Diese Plattform ist ausgezeichnet Kreativität zu fördern, denn ein Weltmeister allein ist in meinen Augen nicht mehr zeitgemäß und steht nicht unbedingt für Kreativität!

imSalon.at: Gibt es Jemanden in unserer Branche, den sie besonders bewundern?
GRETA KAHN: Vidal Sassoon steht für hochqualifizierte, modische und exakte Cutting, der die Friseurbranche revolutionierte. Tony & Guy für die Ausführung eines Wirtschaftstraumes – immerhin sind sie in der ganzen Welt fast in jeder Großstadt mit einem durchgestylten Franchisesalon vertreten. Eugen Soulliman, der unter der Leitung von Trevor Sorbie in den 80er Jahren und mich bis heute mit seiner kreativen Sessionarbeit fasziniert.

imSalon.at: Was wünschen Sie sich für die Branche?
GRETA KAHN: Ich wünsche mir unter anderem ein flexibleres Ausbildungssystem für unsere Lehrlinge. Es soll gewährleistet sein, dass eine Auswahl der Ausbildung möglich ist. Zum Beispiel ein Jahr Ausbildung in der „Tony & Guy“, „Sassoon Schule“ etc., die auch bei uns anerkannt wird. Somit kann auch ein hochtalentierter und kreativer Jugendlicher diese Laufbahn einschlagen, auch wenn er schulische Schwächen zeigt.
Ich wünsche mir weiters für meine Branche: Die Friseure werden immer billiger, das kommt zweifelsohne von der eigenen geringen Wertschätzung. Der soziale Status unserer Branche muss in unserer Gesellschaft wieder hergestellt werden. Das gelingt nur, wenn wir uns zusammenschließen und unter anderem eine untere Preisgrenze festlegen. Und damit meine ich NICHT € 10,-- pro Haarschnitt!

Weitere Infos unter: www.gretakahn.com

Arbeiten im Team von GRETA KAHN: siehe Jobangebot