29.01.2016

Georg Bischof über sein headQuarters

Er ist kein neues Gesicht im headQuarters-Office, aber seit knapp einem Jahr wichtigster Entscheidungsträger der Wiener Kaderschmiede. Mit uns sprach Georg Bischof über eine Rückkehr in die Welt des Schönen, über Konkurrenten und das, was headQuarters auch in Zukunft bereichern wird.

Fakten

  • Geboren in Graz
  • Gelernter Damenschneider & Bekleidungstechniker der Industrie
  • Studium Fachhochschule Wirtschaftsberatende Berufe
  • Seit März 2015 Inhaber headQuarters Wien
  • headQuarters intern: 3 Trainer | 1 Assistentin | 2 Jungstylisten


imSalon: Vorab die Frage, die uns bewegt: Welche Funktion haben Sie bei headQuarters inne?
Ich bin Inhaber und Pächter von headQuartes. May-Brit (Anm.: May-Brit Alroé-Fischer) ist aus dem operativen Geschäft grundsätzlich ausgestiegen. Sie ist gewerberechtliche Geschäftsführerin und wichtige Beraterin - mitunter auch bei einem guten Glas Wein (schmunzelt).

imSalon: Sie sind kein gelernter Friseur?
Ich bin gelernter Damenschneider.

"Für mich war das die Rückkehr in die Welt des Schönen."

imSalon: Oh! Und wie kommt man dann zu den Friseuren?
Über einen langen Weg und viele Jahre. Ich wollte immer schon in die Industrie gehen, war Bekleidungstechniker - auch im Ausland - in Rumänien, der Türkei, in der Slowakei, später geschäftsführend im Waldviertel. Nach meinem Studium war ich im Vertrieb einer Personalfirma, was insofern gut war, weil alles, was man im Studium über Vertrieb und Personal gelernt hatte, dort gelebt wurde. Auf der Suche nach Neuem habe ich die Firma headQuarters kennengelernt, wo man jemanden brauchte, der die Seminare verkauft. Für mich war das die Rückkehr in die Welt des Schönen.

imSalon: Sie sind also modeaffin.
So würde ich das auf jeden Fall sehen, ja.

imSalon: Seit dem letzten Jahr, was hat sich geändert bei headQuarters?
Die Ausbildung ist jetzt modular aufgebaut, einzelne Themenkreise sind in sich abgeschlossen und die Ausbildung endet mit der Diplomprüfung nach 12 Monaten - was im Vergleich zu früher neu ist. Da gab es die 18-monatige Ausbildung, die eine Diplomprüfung nach 12 Monaten beinhaltete und nach der „nur noch“ praktisch gearbeitet wurde bzw. weitere Seminare besucht wurden. Weil es keine Herausforderung im Sinne einer Prüfung mehr gab, sank mitunter die Motivation. Um dem entgegen zu wirken, bieten wir jetzt jeweils 2 Leuten für die restlichen 6 Monate, die sie normalerweise noch bis zur Lehrlingsabschlussprüfung haben, die Möglichkeit sich als Jungstylisten zu bewerben. Sie arbeiten weiterhin unter den Trainern, der Ausbildungsaspekt muss erhalten bleiben! Aber sie müssen zusätzlich unter Beweis stellen, dass sie wirtschaftlich denken können. Sie bekommen in dieser Zeit beispielsweise Verkaufsschulungen für Produkte.

imSalon: Das bringt mich auf die Frage nach den Marken? Muss man als Schule markenunabhängig arbeiten?
Ich arbeite in meinen Augen markenunabhängig. Ich erzähle gerne, dass wir einen Partner haben, der uns unterstützt und den wir mit unserer Infrastruktur unterstützen. Das ist Hair Haus. Aber Sie sehen bei uns auch andere Produkte und es gibt einige Firmen, die auf unsere interne Infrastruktur zurückgreifen, um hier ihre Seminare zu geben.

"Wir nennen uns Kompetenzzentrum ... präsentieren unterschiedliche Marken auf unabhängige Weise ..."

Imsalon: Man kann die Räumlichkeiten also mieten?
Ja. Wir nennen uns Kompetenzzentrum und deshalb ist es notwendig, unterschiedliche Marken auf unabhängige Weise zu präsentieren. Das ist für die Branche nicht uninteressant, denn wir bieten Waschplätze, Schneideplätze, Seminarräume plus unser Know-how in der Modellorganisation.

imSalon: Das Trainerteam ist relativ jung. Wie gewährleisten Sie deren Qualität?
Hier holen wir uns von Zeit zu Zeit Beratung. Denn das ist klar, auch dieses Team braucht weiterhin Ausbildung. Die einzelnen Trainer bekommen ihre Schulungen z.B. direkt in London bei Toni&Guy sowie spezielle, individuelle Fachausbildungen. Womit wir bald starten werden, ist eine Ausbildung zum zertifizierten Trainer an sich. Damit meine ich alles, was nicht mit Haare schneiden zu tun hat, sondern mit Präsentationstechnik, Headquarters- und branchenunabhängig, abgenommen von einem zertifizierten Unternehmen. Jeder, der diese Ausbildung macht, hat auch in einer anderen Branche als Trainer die Chance, ein eigenes Thema zu kreieren. Wir starten damit intern und möchten das dann im zweiten Schritt auch anderen anbieten.

imSalon: Geben Sie selbst Seminare?
Ich bin zertifizierter Fachtrainer, arbeite als solcher und bilde auch in einem anderen Unternehmen Fachtrainer aus.

imSalon: In der Branche wird immer mehr über Webinare gesprochen. Auch ein Thema für headQuarters?
Webinare sind in Zukunft sicherlich ein Thema. Bei uns stand in den letzten Monaten im Vordergrund das Unternehmen zu reorganisieren und unser neues Angebot zu etablieren. Dann schauen wir mal. Aber ich merke es am Verkauf und am Feedback unserer Seminarkunden: Ein headQuarters Seminar, bei dem permanent und über Tage hinweg an Modellen geschnitten wird, wird immer wieder gebraucht werden.

imSalon: Wenn Sie Seminare verkaufen, was sind die gefragtesten?
headQuarters ist ganz sicher bekannt für Friseurausbildungen mit Basis plus ein, zwei Jahre Praxis. Ich merke, dass man Saloninhaber und fortgeschrittene Friseure schon auch mit Schneiden begeistern kann, aber diesen muss man auf einem andern Level begegnen. Mit Trendseminaren, auch das ist unser Geschäftsfeld. Das Angebot der persönlichkeitsbildenden Ausbildungen, wie die Trainerausbildungen, ist für Unternehmen interessant, die intern ausbilden wollen, beispielsweise auch aus der Industrie, und eigene Trainer benötigen.

imSalon: Manchmal krempeln Trends die Friseurbranche um – Stichwort Ombré oder Barbering. Wie gehen Sie hier mit Formaten um? Lässt sich ein aufgebautes Seminarkonzept schnell mal umgestalten?
Ich denke nicht, dass wir als Seminar- und Ausbildungsanbieter schnelllebigen Trends folgen müssen. Aber wenn eine gute Basis-Ausbildung vorhanden ist, dann kann das immer wieder spannend sein, Trends zu folgen.
imSalon: War es eigentlich anfangs ein Problem Friseurseminare zu verkaufen bzw. infolge headQuarters zu übernehmen und selbst kein Friseur zu sein?
Was man immer hört, ist ja: Die Branche ist etwas ganz eigenes. Ich kann nur sagen, bis zu einem gewissen Grad sind alle Branche eigen und alle Branchen gleich. Der Umgang mit dem neuen Gebiet ist mir nicht schwergefallen.

imSalon: Sie sind mit headQuartes nach wie vor auch in den Bundesländern unterwegs. Wie oft?
Wir planen im Semester drei Bundesländereinsätze.

imSalon: Sie sind immer dabei?
Natürlich. Es war bereits ganz zu Beginn ganz wichtig, da ich gar nicht wusste, was ich da eigentlich verkaufe. Ich war viel mit Christine unterwegs (Anm.: Christine Wegscheider) und habe viel gesehen.
Ich möchte den Kontakt zu den Kunden pflegen und garantieren, dass es aufgrund der unterschiedlichen Orte und Trainer eine fixe Bezugsperson gibt. Ich kann dadurch mit Feedback besser umgehen und kann Feedback besser geben.

imSalon: Wie gehen Sie mit Weiterbildung an den Wochenenden um?
Die Basisseminare, bei denen verstärkt die Lehrlinge dabei sind, finden unter der Woche statt und die Seminare, bei denen sich Friseure selbst weiterbilden, gibt es nach wie vor sonntags und montags.

"Ich liebe es! Mit allem, was dazu gehört."

imSalon: Wenn Sie über Nacht die Branche ändern könnten, was wäre morgen anders?
Ui, ich schlaf sehr wenig in letzter Zeit (lacht). ...
Also, Sie können ganz oben drüber schreiben: Ich liebe es! Mit allem, was dazu gehört!
Hm, ... aber was würde ich ändern? ...
Fragen Sie mich in einem Jahr wieder, dann bin ich bereit, Dinge außerhalb zu ändern. Jetzt ändere ich erst einmal headQuarters.

imSalon: Die Fakten auf der Agenda?
Die Fachtrainerausbildung, das ist ein mehrmonatiges Projekt.
Weitere interne friseurfachliche Ausbildungen, Verkaufsprodukteseminare, neue Trainer kennenlernen.

imSalon: Abschließend, haben Sie Konkurrenten?
Es gibt einige, die Ausbildungen anbieten. Es gibt viele, die Seminare anbieten. Die Industrie macht das natürlich und das ist auch richtig. Oder andere Gründe: Da wird einer Weltmeister oder gewinnt einen Award und gibt dieses Wissen gern im Seminar weiter, auch das ist richtig.
Aber die Kontinuität jedes Monat Seminare in der entsprechenden Qualität zu liefern, dafür braucht es ein Unternehmen, wie wir es sind. Da kann man nicht nebenbei machen. Und dann gibt es nicht mehr viele bis niemanden.