28.03.2019

Frédéric Mennetrier - Pariser Starcolorist über Trends und Nein sagen

Einer der gefragtesten Coloristen Paris über Natürlichkeit, künstliche Farben und idealistische Farbwünsche seiner Kundinnen.

imSalon: Worauf achten Sie bei der Auswahl einer Farbe am meisten?
Frédéric Mennetrier: Die beste Farbe ist für mich die Farbe, die man nicht sieht. Ich achte immer darauf, dass meine Lieblingstöne am natürlichsten sind! Voilá, c’est ca.

Wie bilden Sie sich selbst im Thema Farbe weiter?  
FM:
Mich selbst! Ich fordere mich und auch meine Mitarbeiter immer wieder heraus, mit Farben und Techniken zu spielen. Wir kombinieren neue und unterschiedliche Nuancen, Farbtechniken und präsentieren uns dann untereinander die Ergebnisse. Damit entwickeln wir viel Neues, eigentlich nur so.

Schauen Sie You-Tube Videos?
FM:
Noch nicht! (lacht)

Haben Sie Vorbilder?
FM:
Nein, jeder ist ein Vorbild! Alles inspiriert mich, „mais pas des cheveux“ nie die Haare. Es ist die Realität, das große Ganze, das mich beeinflusst.

Welche Farbwünsche haben Frauen aktuell?
FM:
Ich beobachte zwei große Trends, einer davon Naturel, naturel, naturel und ganz wichtig wie man es natürlich beibehält, die neue La French Initiative von L’Oréal Professionnel, parfait. Der Zweite Trend ist komplett konträr, das ist Bleach, jeden Tag (stöhnt), ja viel. Nur die Blondnuancierung verändert sich mit den Jahreszeiten. Aktuell sind peachy und rosé die gefragtesten Nuancierungen, aber, ganz wichtig subtil und technisch.

Was heißt denn subtil und technisch?
FM:
Rosé, aber niemals rosa, sondern nur ein zarter Hauch von rosé und das nicht natürlich sondern künstlich, ein wenig wie Plastik. Comprend? Es darf nicht natürlich aussehen, aber es muss natürlich wirken, sehr bizarr.

Welche Technik nutzen Sie dafür?
FM:
Blondierung, erstmal Blondieren, am besten mit Blond Studio von L’Oréal Professionnel. Danach arbeite ich mit Farbnuancen, die ich stark mit Clear-Ton verdünne. Besonders die kühlen Reflexe sind sehr schwer zu fixieren, hier arbeite ich mit unterschiedlichen Colorations-Nuancen mit hohem Reflexanteil (z.B. saure Tönung von Dialight), aber sehr stark verdünnt.

In welche Richtung entwickeln wir uns farblich weiter?
FM:
Natürlichkeit, absolument! Es hat doch jeder seine eigene Farbe/Haarfarbe, ob rot, blond oder braun. Aber darin gibt es Millionen Möglichkeiten diese zu variieren und die perfekten Reflexe zu finden, das Natürliche zu imitieren. Das ist die große handwerkliche Herausforderung der Stylisten.

Und das Extreme, Bunte?
FM:
Ja, das wird es auch immer geben. Frauen, und auch Männer, wollen Spaß mit ihren Haaren haben.

Wie gehen Sie mit unrealistischen Erwartungen von Kunden um?
FM:
Wenn mir etwas nicht logisch erscheint, eine Farbe nicht offensichtlich zur Persönlichkeit passt, dann hinterfrage ich immer die Motivation. Eine Kundin wünscht rote Haare und ich finde das passt nicht? Warum? Das frage ich und lasse es mir erklären. Es muss immer zum Stil und zur Attitude passen.

Und was, wenn das Haar es nicht mitmacht, wenn die Haare zu kaputt sind?
FM:
Dann sage ich ganz klar „Nein, nicht mit mir!“! Bien sûr, ich bin Friseur und mein größter Respekt gilt den Haaren. Ich finde man muss klar Grenzen kennen, nicht wie Schönheitschirurgen, die alles machen, furchtbar, Grenzen sind wichtig und Nein sagen zu können.

Wie stehen Sie zu Instagram als Medium in dem sich Kunden inspirieren lassen?
FM:
Ich kann mit Instagram nichts anfangen, jeder schaut gleich aus und präsentiert seinen Beauty-Prototypen. Aber für Farbberatung ist es natürlich wichtig, dass die Kundin mir etwas zeigt, was ihr gefällt. Farbe ist zu subjektiv, jeder sieht in blond etwas anders. Hierfür sind Instagram und Pinterest für die Beratung hervorragend.

Wie stehen Sie zu dem Trend „Nur“ Coloristenausbildung, aber keine Friseurausbildung?
FM: Für mich sind das zwei unterschiedliche Professionen. Aber, für jeden guten Friseur ist es sehr wichtig, sich in beiden Bereichen auszukennen, das Handwerk zu verstehen. Dennoch muss man sich auf eines fokussieren und das perfektionieren. Darum ist es so wichtig ein gutes Team zu haben in dem man sich ergänzt.
 

Danke Frederic, das war ein sehr interessanter Einblick, ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg

Frédéric Mennetrier ist in Frankreich einer der angesehensten Studio Hair Stylisten, der sich ausschließlich auf Farbe konzentriert. Self-taught ist er besonders inspiriert von Künstlern wie Bosch, Dürer, Monet, Klee, Kandinsky, Picabia, Soulages, Rothko, Warhol, Basquiat, Leigh Bowery, Bowie, the Sex Pistols, Bauhaus, Boy George und vielen anderen.
Zu seinen Klienten zählen Models wie Karlie Kloss und Natacha Poly; Jennifer Lopez und Eva Longoria, deren Haarfarben er betreut/um deren Haarfarben er sich kümmert. Seit 2001 ist er Color Consultant für L’Oréal. Seit April 2016 färbt er in seinem neuen edlen Salonstudio L’Atelier Blanc in der 13 rue Vivienne im 2nd Arrondissement von Paris.