12.08.2010

Ein Kunstprojekt der anderen Art

BUNDY BUNDYs Gerhard Kopfer wagt sich an die Interpretation alter niederländischer Kunstgemälde im Rahmen der Kunstinstallation Tableaux Vivants „Art Protectors“ von Irene Andessner im Kunsthistorischen Museum Wien. Gerhard Kopfer im Interview.

Im Kunsthistorischen Museum Wien (KHM) inszeniert Irene Andessner ein zweiteiliges Tableaux Vivant nach Vorbild der holländischen „Regentenbilder“. Die Personen in diesen Gruppenbildern bilden den Verwaltungsrat von, zumeist sozialen, Einrichtungen wie Kranken-, Armen- und Waisenhäusern.
Kunstgeschichtlich markiert dieses Genre im 17 Jd. den Bruch mit der Domäne der Kirchen- und Landesfürsten als alleinige Förderer der Künste. Bürger werden mehr und mehr zu „Kunst-Protektoren“ im Sinne von Sammlern und Förderern der bildenden Künste.
Irene Andessner überträgt diesen historischen Wechsel in unsere Zeit, in der Privatsammler zunehmend die Funktionen der staatlichen bzw. öffentlich-rechtlichen Institutionen als Käufer übernehmen. Ihre erste Produktion beleben zwei Gruppenportraits des Haarlemer Meisters Jan de Bray aus dem Jahr 1667.
Gerhard Kopfer von BUNDY BUNDY übertrug das künstlerische Konzept aufs Haar und übernahm die spannende Aufgabe, die Analogie in die Moderne, auch auf dem Kopf auszudrücken.


imSalon.at: Wie hast du dich dem Thema genähert?
Gerhard Kopfer: Die wichtigste Frage, die wir uns zu stellen hatten, ist die, wie sehen Kunstmäzene und Förderer heute aus, und wie können Sie die Personen von 1667 im heutigen Bild widerspiegeln.

imSalon.at: Bei den Damen sieht dies recht schwer aus, da diese alle Häubchen tragen. Eine Herausforderung?
Gerhard Kopfer: Bei den Damen haben wir zum einen die Persönlichkeiten (Mimik, Haltung, Ausdruck) aufgegriffen zum zweiten die Details neu, jedoch ähnlich interpretiert. Im Original tragen alle Damen Häubchen. Die Accessoires in der heutigen Zeit sind da andere, daher griffen wir auf Haarreif und Haargeflecht zurück. Filigrane Eigen-Haargeflechte symbolisieren dabei das Spitzengewebe der Häubchen.

imSalon.at: Was heißt das für die einzelnen Damen?
Gerhard Kopfer:
Dame 1(rechts im Bild , stehend): Die Gastgeberin wird dargestellt durch Dr. Sabine Haag (Museumsdirektorin KHM). Im Original sehen wir das Häubchen und einen strengen Ansatz. Das Häubchen haben wir durch einen Haarreif ersetzt. Wir haben ihr Haar bewußt natürlich belassen und ihm lediglich eine schöne, weiche Struktur verliehen.

Dame 2 (ganz links) Hier ist das Häubchen im Original sehr markant. Daher haben wir die Locken sehr stark definiert und einzelne Haarsträhnen wie ein Netz übers Haar gelegt.

Dame 3 (2te von links) Da sie im Bild von vorne zu sehen ist, haben wir für die Visibilität den dominanten geflochtenen Zopf gewählt, welcher die Dame abschirmt.

Dame 4 (dritte von links) Bereits im Original ist die Dame eine sehr starke Persönlichkeit, eigentlich die Ausdrucksstärkste von allen. Sie ist auch die einzige die kein weißes Häubchen trägt. Daher haben wir hier die Rothaarige Dame ausgewählt und mit schwarzem Haarreif inszeniert. Ausserdem haben wir sie strenger und ausladender frisiert, um sie auch haartechnisch hervorzuheben.

imSalon.at: Bei den Herren sieht dies wohlgleich leichter aus!
Gerhard Kopfer:Bei den Männern haben wir uns entschlossen, sie ganz natürlich, wie im heutigen Alltag, aussehen zu lassen.
Künstlerin Irene Andessner übernimmt in diesem Bild selbst die Rolle des kranken Kindes. Hier haben wir mit Perücke gearbeitet. Die Perücke ist weiß und zerrupft. Sie sollte krank und verwahrlost aussehen, dennoch markant. Dadurch wird sie in den Mittelpunkt gezogen und sticht heraus.

Vielen Dank!


Einmal mehr wird bewiesen wie vielfältig der Friseurberuf sein kann und welche interessanten Projekte auf die warten, die auch mal über den Tellerrand schauen.
 

Lesen Sie mehr über Gerhard Kopfer und über www.bundy.at