Credit: Markus Wache

06.02.2019

dm im Kampf gegen den Lehrlingsmangel – Creative Director Helmut Maier im Gespräch

Wie die Drogeriemarktkette dm aktiv gegen die erschreckenden Lehrlingszahlen in der Friseurbranche ankämpft: Kreativteam-Leiter und Qualitätsmanager Helmut Maier im Gespräch.

imSalon: Merkt Ihr bei dm auch den Lehrlingsmangel?
Helmut Maier:
Das Thema ist natürlich auch bei uns aktuell, wobei wir sagen müssen, dass letztes Jahr so viele Lehrlinge bei uns begonnen haben wie noch nie! Viele kommen aber nicht bis zur Lehrabschlussprüfung…

Wie steuert Ihr dem entgegen?
HM:
Die Branche muss am Leben gehalten werden, daher setzen wir ein klares Statement: Wir sind ein Ausbildungsbetrieb und möchten, dass mit Freude bei uns gelernt wird! Das Kernstück von dm ist die Aus- und Weiterbildung.

Wie läuft die Lehre bei dm ab?
HM:
dm investiert sehr viel in seine Lehrlinge. Der Slogan „Hier bin ich Mensch“ gilt auch für die Ausbildung. Es muss Freude am Handwerk vermittelt und wiedergespiegelt werden. Jeder Lehrling wird, bevor er im Salon beginnt, in einer der dm Academies in Österreich untergebracht und lernt bereits vorab einige Basics.

Das macht jeder Lehrling VOR Salonantritt...?
HM
: Ja! Das ist zweiwöchiges Pflichtprogramm! Hintergrund ist, dass nichts demotivierender ist, als nach der Schule in einen Betrieb zu kommen, wo man nur Putzen und Kaffee machen darf. Jeder Mensch macht eine Lehre im Handwerk aus Leidenschaft, daher sollte genau das auch im Fokus stehen. Nach den zwei Wochen in der Akademie können die Lehrlinge bereits aktiv im Salon mithelfen.

Ist der Aufbau der Lehre bei euch anders?
HM:
Wir haben ein einzigartiges Aufbau-Programm bis zum Ende des zweiten Lehrjahres. Nach dem zweiten Jahr sind unsere Lehrlinge am Kunden bereits komplett einsetzbar.

Wieso kann es sein, dass die Lehrlinge bei euch schneller aktiv an Kunden arbeiten können?
HM:
Durch unser enges Netzwerk zwischen Studioleitern und Trainern. Die Lehrlinge sind ein bis zwei Tage pro Monat in einer der Akademien und lernen von unseren Trainern mit dem Ziel, nach dem zweiten Jahr selbstständig und vollwertig arbeiten zu können. Im Salonalltag wird das gelernte weiter gefestigt.

Das klingt nach einer sehr lernintensiven Zeit! Wie motiviert ihr eure Lehrlinge?
HM:
Wir haben ab heuer ein neues Provisionssystem, bei dem auch unsere Lehrlinge im dritten Lehrjahr mitberücksichtigt werden. Wir wollen dem Image entgegenwirken, dass ein Friseur nichts verdient. Lehrlinge werden bei uns auch animiert, bei Wettbewerben mitzumachen und sich kreativ auszutoben.

Wettbewerben wie dem Austrian Hairdressing Award?
HM:
In weiterer Folge ja! dm hat bereits 4x bei den Austrian Hairdressing Awards gewonnen. Bei uns läuft intern eine Ausschreibung, bei der alle Mitarbeiter mitmachen können. dm übernimmt alle Kosten und die Produktion findet auch in der Arbeitszeit statt!

Nach der Vorrunde wird intern eine gewisse Anzahl an Mitarbeitern ausgewählt und diese werden dann unterstützt wo es nötig ist.

Wie geht es nach der Lehre weiter?
HM
: Danach stehen alle Möglichkeiten im Betrieb offen. Man hat diverse Aufstiegsmöglichkeiten als Studioleitung, Gebietsmanager oder sogar in den kreativen Teil der Branche einzutauchen: Teilzeit Trainer, also zur Hälfte im Salon tätig und den anderen Teil ist man in die Lehrlingsausbildung eingebunden, oder man beginnt als Vollzeit Trainer. Derzeit haben wir ein 10-köpfiges „Qualitätstrainerteam“, welches die Mitarbeiter in den sieben dm Akademien in Österreich schult.

Hast du einen allgemeinen Wunsch für die Friseurbranche?
HM:
Man sieht immer öfter Betriebe die damit werben, ihre Mitarbeiter „pünktlich zu bezahlen“. Ich finde es erschreckend, dass eine Selbstverständlichkeit als positiver Motivator gelten soll. Solche Dinge beeinflussen das allgemeine Image der Friseurbranche.

Wir bleiben natürlich am Thema dran und freuen uns auf die aktuelle Trendkollektion von dm im März. Danke lieber Helmut für deine Zeit.