Langweilig ist es bei Dennis Machts im zweiten Lockdown nicht. Es wird geschult was geht und es werden Salonabläufe optimiert. | © New Flag

28.12.2020

Dennis Machts ist Fan flexibler Arbeitszeiten und schont damit Ressourcen

Langweilig wird es im aktuellen Lockdown nicht. Das Team der Berliner D.Machts Group nutzt jetzt die Zeit, um DANACH zu punkten. Außerdem liegt ein Farbjahr für Individualisten vor den Friseuren…

Im Interview mit Birgit Senger
 

Was war 2020 die größte Herausforderung?
Dennis Machts:
Ganz klar, der sechswöchige Shutdown im März/ April. Der hat finanziell mächtig reingehauen. Was uns das ganze Jahr begleitete, war leider dauerhafte Unsicherheit und Planungs-Unmöglichkeit. Das hat Ängste und schlechte Gefühle geschürt, die sich auf die Seelen der Menschen auswirkten. Zum Glück gehört es zu meinen Stärken schnell umschalten zu können und Lösungen zu finden.

Was waren Deine Lösungen?
DM:
Wir haben unser komplettes Team durchschnittlich 4 Stunden am Tag online trainiert. So haben wir die Zeit sehr effektiv nutzen können und sind im Mai mit einem sensationell selbstbewussten Team gestartet.

Was fehlt Dir am meisten?
DM:
Klarheit. Natürlich ist es hart alles schließen zu müssen, aber wenn wir nur so das Virus eindämmen können, dann macht das Sinn. Ich hätte mir einen härteren Lockdown im November, so wie bei den Kollegen in Österreich, gewünscht. Leider sieht man aktuell, dass 3 Wochen leider nicht ausreichen.

„Wir werden die Zeit nutzen, um punkten zu können, wenn es wieder losgeht.“

Wie gehst du mit dem 2. Lockdown um?
DM:
Schulen, schulen und nochmals schulen. Wir werden Salonabläufe optimieren, die interne Kommunikation verbessern und den Umgang mit Reklamationen trainieren. Außerdem soll jeder lernen, wie man coole Fotos für Social Media schießt. Uns wird nicht langweilig. Wir werden die Zeit nutzen, um punkten zu können, wenn es wieder losgeht.

Welche Erfahrungen haben die letzten Monate Dir persönlich gebracht?
DM: 
Mich persönlich hat 2020 dazu gebracht, mehr zu mir selbst zu finden. Ich habe Homeoffice schätzen gelernt. Mir wurde deutlich, dass ich mir in Zukunft regelmäßig eine Auszeit einplanen muss, um Visionen für mein Unternehmen zu entwickeln, eine Pause kann sehr inspirierend sein.

Zu Dir selbst finden?
DM:
Meine Stärke ist, dass ich sehr visionär bin. Meine Schwäche ist, dass ich immer jemanden brauche, der hinter mir aufräumt. Zum Glück gibt es seit Jahren tolle Menschen um mich herum, die meine visionären Gedanken ordnen. Dennis ist gut darin Dinge ins Laufen zu bringen, aber Dennis ist nicht detailverliebt.

Das macht dann dein Team?
DM:
Ich bin sehr stolz auf mein unfassbar geiles Team, das mir dieses Jahr den Arsch gerettet hat. So einen starken Zusammenhalt, wie in diesem Jahr, habe ich noch nicht erlebt.

„So einen starken Zusammenhalt, wie in diesem Jahr,
habe ich noch nicht erlebt.“

Was macht Zusammenhalt für dich aus?
DM:
Zum Einen mein Team: Es hat mir immer wieder versichert „Mach dir keine Sorgen, wir kriegen das schon hin“. Zum Anderen der regelmäßige Austausch mit Kollegen vor dem Bildschirm mit einem guten Rotwein in der Hand. Was da im ersten Lockdown entstanden ist, hat mich fasziniert. Der Austausch untereinander ist so wertvoll, wir haben alle gerne unsere Erfahrungen geteilt. Einige Kollegen sind in dieser Zeit wie Phönix aus der Asche bekannt geworden. Ich gönne es allen, denn ich weiß, wieviel Arbeit dahintersteckt.

Wie seid ihr mit der erforderlichen Flexibilität umgegangen?
DM:
Ich bin ein großer Fan von flexiblen Arbeitszeiten. Dadurch ist bei uns im Team die Hilfsbereitschaft enorm gewachsen. Wenn bei einem Mitarbeiter am nächsten Tag nur zwei Kundentermine anstehen und die Termine von anderen Kollegen übernommen werden können, bietet es sich an, so umzuplanen, dass der Mitarbeiter frei nehmen kann. Das finden alle nicht mehr so schlimm wie früher. Vor einem Jahr hätte der Mitarbeiter sich beschwert: “Das ist zu kurzfristig...“ Mittlerweile sehen alle ein, dass es notwendig ist, mit Ressourcen anderer respektvoller umzugehen.

Wie schafft ihr bei so viel Dynamik und Flexibilität den Überblick zu behalten?
DM:
Wir sind durch Onlineterminierung sehr gut organisiert, dort ist für uns intern alles gut ersichtlich und nachvollziehbar. 

Du hast in Kooperation mit New Flag die ►Urban Natives BERLIN EDITION geshootet. Wie war das für dich?
DM:
Der Weg war sehr individuell, wir hatten in vollem Umfang alle Freiheiten und volles Vertrauen, egal ob es um die Auswahl der Modelle, Farben oder Styles ging. Mit New Flag haben wir einen Partner gefunden, der unsere Sprache spricht, so konnten wir authentisch sein.

„Food for Hairdresser…“

Eure Idee hinter der Kollektion?
DM:
Wir wollten ein bisschen Food for Hairdresser machen, das Ganze aber in einem Stil halten, der nachvollziehbar ist. Also weg von den typischen Studioaufnahmen, hin zu mehr Lifestyle.

Wir wollten zeigen, wieviel Möglichkeiten es gibt, Haare im Alltag gepflegt und schön zu tragen.

Ihr zeigt tolle Farben. Welchen Farbtrend siehst du für 2021?
DM:
Egal ob Balayage, Babylights oder bunte Haare, Trend wird die Farbe sein, die der Farbprofi individuell für die Kundin ausgesucht hat.

Verlangen Kunden Individualität?
DM:
Kundin kommt längst nicht mehr und will die Haare so, wie auf einem Celebrity-Foto, sondern hat sich für etwas begeistert, was sie hier und da gesehen hat. Jetzt möchte sie von uns eine Beratung und Farbtechnik, um ihr Haar toll aussehen zu lassen. Die Leute sind bereit viel Geld auszugeben, wenn sie etwas individuell für sich haben können.

Mit welcher Farbe arbeitest Du?
DM:
Wir haben uns mit Pulp Riot ganz bewusst für eine Farbmarke entschieden, die deutlich weniger Farbnuancen hat, um alle Farbnuancen individuell mischen zu können. Bei meinen Mitarbeitern schüre ich damit wieder das Nachdenken, wie mische ich was. So kann jeder zeigen, was er mit seinem Grips draufhat. Die Kunden lassen wir natürlich wissen, dass wir individuell für sie immer 2-3 Töne zusammen mischen. Das bindet sie gleichzeitig mehr an unseren Salon.

„Kunden wollen keinen Einheitsbrei mehr,
sondern was für sich ganz speziell.“

Du bist seit Anfang des Jahres Partner von New Flag?
DM:
Ich habe den Anspruch meinen Kunden coole Produkte bieten zu können, die individuell ausgerichtet und nicht digital verramscht werden. Leute lieben Produkte, die eine Story haben und genau das bietet mir New Flag. Meine Kunden schätzen es, wenn ich ihnen aus sieben Ingredienzien ihre persönliche Haarpflege anmische. Kunden wollen keinen Einheitsbrei mehr, sondern was für sich ganz speziell.

Werdet ihr in eurer Academy in Zukunft mehr analog oder digital schulen?
DM:
In der Branche ist ein verstärkter Schulungswille zu spüren. Ich bin mir sicher, die Gewinner werden die Friseure sein, die sich jetzt positionieren und weiterbilden. Viel zu tun, um seinen Kunden mehr bieten zu können, wird sich im Jahr 2021 für viele Friseure lohnen. Digitales Lernen hat Vorteile, da für den Friseur keine zusätzliche Zeit und Kosten für Anreise etc. anfallen. Auch für uns ist es finanziell attraktiv, da wir die Gruppen vergrößern und dadurch den Preis senken können. Wer Wert auf das Lernen in kleinen Gruppen legt und Haare anfassen will, wird weiterhin die Schulung in der Academy nutzen wollen. Ich würde sagen die Mischung machts.

Was möchtest du deinen Kollegen für das neue Jahr mit auf den Weg geben?
DM:
2020 abhaken! Lasst euch inspirieren, bietet dem Kunden mehr Individualismus. Ich bin davon überzeugt, je individueller ich dem Kunden etwas anbieten kann, umso interessanter bin ich für ihn. Und ganz wichtig, nutzt die Digitalisierung.

Vielen Dank Dennis. Es war eine Freude mit dir zu telefonieren. Ich wünsche Dir ein erfolgreiches neues Jahr!