Raphaela Kirschnick und Daniel Sibley | Credit: Markus Wache

14.08.2020

Daniel Sibley „Ich möchte noch näher an den Kunden sein…“

Viel Nähe, eine neue Akademie und eine klare Vision für L’Oréal Professionnel in Österreich. Österreichs neueer Kopf von L’Oréal Professionelle Produkte Daniel Sibley im Gespräch mit Raphaela Kirschnick...

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Daniel Sibley | Credit: Markus Wache

Auf einer Skala von 1-10, wie gut ist dein Deutsch (Das Interview führen wir in Englisch)?
DS
: Oh, 5, würde ich sagen, aber ich arbeite hart daran, bald auf 9 zu kommen.

Und Du lebst jetzt in Wien
DS:
Ja, ich bin am 15. März mit meiner Partnerin nach Wien gezogen. Jetzt wohnen wir noch immer im 10.Bezirk, direkt neben dem Büro. Das war natürlich temporär gedacht, aber so sind diese Zeiten.

Konntest Du überhaupt schon österreichische Friseure kennenlernen?
DS:
Leider nur ganz wenige in den letzten Wochen. Der Kontakt zu Friseuren ist ein wichtiges Puzzleteil, das mir noch fehlt. Die letzten 4 Monate habe ich „eingesperrt“ im Office damit verbracht, Daten, Papiere, Analysen und Akten zu studieren. Die digitalen Kontakte waren großartig, aber die persönlichen sind immer wichtiger.  

Was war dein erster Eindruck, von den wenigen Gesprächen?
DS:
Emotions!

Das kam jetzt sehr schnell!
DS:
Viel Leidenschaft und Emotionen, und das meine ich in einer sehr positiven Art und Weise. Es ist eine sehr kreative Branche.

Daniel, in den letzten Jahren gab es immer wieder Unruhe um L’Oréal: E-Commerce, Kérastase zu Discountpreisen und dann der große Personalabbau. Schwappt einem da viel Negativität entgegen?
DS:
Natürlich ist es eine herausfordernde Zeit, da möchte ich auch nicht lügen. Aber, ich bin glücklich mit einem großartigen Team zu arbeiten das den richtigen Mindset hat und nach vorne schaut. Alle sehen die Effizienz, mit der wir jetzt im Deutsch-Österreichischen Hub arbeiten können. Und diese Synergien kommen unseren Kunden zu Gute. Sie profitieren für ihr Business. Aber ich verstehe die Menschen im Markt, einige vermissen ihre bekannten Gesichter.

 

Habt ihr viele Kunden verloren?
DS:
Friseure entscheiden sich hin und wieder für neue Lösungen. Das ist der Lauf der Zeit und ganz normal in der Branche.

Was wirst Du anders machen, als dein Vorgänger?
DS:
 Ich mag mich hier gar nicht vergleichen, denn es wurde in den letzten Jahren ein großartiger Job gemacht. Ich möchte 2 Dinge mitbringen: Erstens Proximity … zum Friseur möchte ich eine neue Nähe herstellen, die unsere Kunden so nicht kannten. Zweitens möchte ich unsere Marken weiter stärken.

Was sind Schlüsselstrategien für das zweite Halbjahr?
DS:
Es waren ungewöhnliche erste sechs Monate. Unsere Strategie für das zweite Halbjahr ist sehr klar, nämlich Anker und Unterstützung für unsere Partner zu sein und mit ihnen in enger Zusammenarbeit aus der Corona Krise zu navigieren und gemeinsam zu wachsen.

„Ich will, dass unsere Kunden spüren, dass sie unsere oberste Priorität sind“

Das werden viele so nicht glauben.
DS:
Unsere Kunden sind meine oberste Priorität. Ich möchte näher bei ihnen sein und gemeinsam mit ihnen ihr Business entwickeln. Ich möchte, dass sie unseren Fokus spüren und erleben. Dafür setze ich mich persönlich ein und trete gerne in den Dialog mit unseren Partnern.

Es wird L’Oréal immer wieder vorgeworfen zu stark in E-Commerce zu investieren?
DS:
Wir werden weiter investieren, das darf aber nie zu Lasten der Salon gehen. Wir müssen Synergien schaffen und beide Welten maximal verbinden.

Es gibt diverse Internetplattformen in Österreich, die Kérastase zu Preisen verkaufen, die unterhalb der Einkaufspreise der Salons liegen.
DS:
Wir dürfen unseren Partnern keine Preise diktieren Wir arbeiten mit allen E-Commerce Partnern eng zusammen, um strategische Media-Maßnahmen zu stärken und den Preis aus dem Fokus zu nehmen.

Das heißt diese Anbieter werden auch nicht mehr mit hohen Rabatten überschüttet?
DS
: Wir fahren eine sehr klare Strategie und diese heißt E-Commerce Partner mit Media-Investitionen zu unterstützen, nicht mit Rabatten.

Welche Stärken bringst Du in diesen Markt mit?
DS:
Neben einer 10jährigen Erfahrung im UK-Hairdressing Markt, bringe ich Passion, Energy und den pragmatischen Ansatz nachhaltige Partnerschaften zu bilden mit.  

Wie stark wird dabei der Einfluss von Deutschland sein?
DS:
  Es gibt 3 wichtige Bereiche, in denen wir sehr eng mit Deutschland abgestimmt sind: 1. Marketing, 2. Business Intelligence und 3. Finanz und Controlling. Diese Funktionen liegen nun in Deutschland.  Dadurch gewinnen wir an Business Proximity und wir können hier sehr agil arbeiten.

 „Die neue Education ist digital! Wir möchten alle Stylisten erreichen“

Wann startet die Education in Österreich wieder?
DS:
Ich möchte sagen 1.Oktober, aber dafür gibt es keine Garantie, wir wissen alle nicht, was Corona bringt. Unsere Vision ist, dass wir zukünftig, wenn möglich alle unsere Stylisten erreichen. Und dazu brauchen wir einen Fokus auf digitaler Education. Es wird eine Kombination aus digitalen, hybriden und Präsenz-Seminare geben. Uns ist bewusst, dass das eine große Veränderung und gleichzeitig eine große Chance ist. Wir sind jedoch überzeugt, dass dies Sinn ergibt für L’Oréal wie auch unsere Partner. Deshalb werden wir mit allen Partnern sehr eng arbeiten, um die digitale Transformation zu ermöglichen.

Großer Fokus auf digital! Wird da die Akademie überhaupt ausgelastet?
DS:
Auch hier gibt es Neuigkeiten, die Akademie zieht im Oktober vom 1. in den 10. Bezirk, wir bauen derzeit um. Im Oktober ist die Eröffnung der neuen Akademie geplant.

Also ist das dein erstes großes neues Projekt?
DS:
Ja, das stimmt. Wir haben dann die Akademie in der Nähe der Büros und können noch näher an unseren Kunden sein.

„Without Proximity you lose passion.“

Ok, Proximity ist dein absolut am meisten genutztes Wort!
DS:
(lacht), Ja, das kann schon sein. Ich glaube da auch fest dran: Without Proximity you loose passion.

Lieber Daniel, ich wünsche Dir einen guten Start und viel Spaß im schönen österreichischen Markt.

Seit 1.März ist Daniel Sibley  der neue Kopf von L’Oréal Professionelle Produkte Österreich. Wir lernten ihn beim Mittagessen mit Abstand und viel Proximity im Wiener Adlerhof kennen.

Im Gespräch mit Raphaela Kirschnick

Daniel, Du hast im März Deine neue Position angetreten – ging das überhaupt?
Daniel Sibley:
Ja, aber am Tag als ich ankam wurde ich quasi direkt „in Büro-Quarantäne“ geschickt!

Wir kennen uns ja auch noch nicht, also wer bist Du eigentlich?
DS
:  Ich bin halb Engländer, halb Schweizer und seit 11 Jahren bei L’Oréal, hauptsächlich in Großbritannien und seit 10 Jahren in der Friseur Division. Da ich in meinem Leben in vielen Ländern aufgewachsen bin, fühle ich mich sehr international und gar nicht unbedingt britisch. Ich bin andere Kulturen gewohnt, Österreich ist aber jetzt neu für mich.