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22.02.2017

Carola Staudinger frisiert Social Media

Wer braucht schon Laufkundschaft? Carola Staudinger erzählt uns, wie man mit Bloggerinnen, Mini-Videos und Events zu Neukunden kommt...

Fakten

  • 1 Salon in der Wiener Innenstadt
  • eröffnet im August 2016
  • 2 Mitarbeiterinnen, 1 Stuhlmieter


imSalon: Deinen Salon gibt es nun seit gut einem halben Jahr. Was hast Du davor gemacht? 
Carola Staudinger: Ja, genau, wir haben im August eröffnet - davor war ich jahrelang angestellt, später selbstständig, aber als Stuhlmieterin in einem Salon. Das biete ich jetzt auch an, denn die Chance, die ich gehabt habe, möchte ich gerne weitergeben. 
Das habe ich 3,5 Jahre gemacht und hatte dann das nötige Kleingeld, die Erfahrung und auch den Kundenstock. Ich war dann für mich selbst bereit und hatte genug Selbstbewusstsein, mich selbstständig zu machen. 

Man hört oft, dass Stuhlmiete ein guter Start ist, ein wenig selbstständig zu sein, ohne viel investieren zu müssen.
Naja, man muss schon investieren, in Farben und in dich selbst als Persönlichkeit, in Werbung. Aber nicht in andere materielle Dinge wie Sessel, Licht, Strom - das zahlt man ja alles mit der Miete. 

imSalon: Sind Deine Kunden dann in den neuen Salon mitgekommen?
Ja, Gott sei Dank. Und Neue kommen auch, weil ich jetzt viel mehr Werbung machen und eine Marke aufbauen kann.

Tolle Lage, neben der Oper im Halbstock. Gibt es hier denn Laufkundschaft?
Ich bin ehrlich gesagt, ein bisschen überrascht, dass es überhaupt noch Laufkunden gibt. Heutzutage kann ich ja auch nicht spontan zum Masseur gehen. Und ihr dürft nicht vergessen, ich habe das auch nie gekannt, weil ich ja untergemietet war, da hat es keine Laufkunden gegeben. 
Wenn jemand zufällig vorbeigekommen ist "gehörte" der Kunde dem Salon und nicht mir. Ich arbeite mit meinen Kunden, die ich mir selbst aufgebaut habe. Mehr Kunden bekomme ich eher durch mehr Werbung. Darum war es für mich auch klar "nach oben" zu gehen - hier ist es einfach privater, als in der Auslage zu sitzen. Kunden sagen immer "Hier ist es so gemütlich, ich fühle mich wie zuhause!". 

Wie lange hast Du nach der richtigen Immobilie gesucht?
Es war nicht leicht diese Wohnung zu finden, ein dreiviertel Jahr habe ich bestimmt gesucht. Es war ja auch nicht leicht, weil alle Auflagen passen müssen. Da wir oben sind, muss es barrierefrei sein. Dass der Weg vom Eingang zum Platz ein gewisses Maß hat - aber das alles hast du bei einem Straßenlokal auch. Die Vermieter hatten auch nichts gegen den Umbau, sondern haben gesagt „Wow, ein Friseur“. Sie haben auch nach den Laufkunden gefragt. In der Wohnung vis a vis ist ein Hautarzt, da kommen viele Leute vorbei, irgendwie gibt es sie also doch auch. 

Woher kam die Idee zur Einrichtung?
Ich bin ja schon lange in dem Beruf, habe schon viel gesehen, habe meine Ideen teilweise aufgeschnappt, im Internet geschaut und im Laufe der Zeit merkt man, was funktioniert und was nicht. Die Einrichtung ist viel vom Internet und von einem Friseureinrichter. Ganz fertig ist es noch nicht - beim Schminkplatz fehlt noch der Spiegel, da habe ich noch keinen passenden gefunden. Ich lasse mir Zeit und schminken kann man ja trotzdem.

Luxus steht im Mittelpunkt – was ist Luxus für Dich?
Für mich ist Luxus, was für jeden Menschen leistbar ist. Ich arbeite mit Shu Uemura und wir alle wissen, das ist echt teuer. Kérastase liegt im normalen Bereich, das können sich auch weniger gut verdienende Kunden leisten. Luxus ist für mich als Friseur, für jeden etwas anbieten zu können. 

Hier im Salon findet man auch eine Social Media Agentur - wie kommt das?
So So Social – die sind hier eingemietet, weil ich hab ja Platz. Die vier Mädls machen für mich Instagram und PR. Das ist super, wenn ich eine Frage habe, kann ich einfach anklopfen. Das ist auch meine Philosophie, man rutscht immer weiter zusammen. Ein Schuster oder Kaffeehaus wäre aber vielleicht nicht so passend.

Auf eurer Webseite ist alles sehr professionell fotografiert und präsentiert, wie wichtig ist das heutzutage?
Ich finde es schade, wenn man diese Möglichkeiten nicht nutzt. Gerade in der digitalen Kommunikation ist es wichtig am Ball zu bleiben und gute Fotos zu haben. 
Auch die kurzen Videos die ich mache: Vorher-Nachher Frisuren-Bilder sind ja super, aber ich möchte etwas Neues ausprobieren. Und das kommt irrsinnig gut an, z.B. eines der Videos hat 1.600 Klicks. Man sieht das Farbspiel von den Strähnen irrsinnig gut und es ist ja keine Arbeit schnell mit dem Handy ein Video zu machen. Das kann ich denen, die das noch nicht machen, wirklich ans Herz legen - es kostet nichts und ist wirklich einfach.

imSalon: Bringt das Neukunden?
Auf jeden Fall! Viele kommen dann mit meiner Seite auf ihrem Handy geöffnet und sagen: "So hätte ich das gerne".

Wie ist Dein Umgang mit Social Media?
Bei mir haben das die vier Mädls voll in der Hand und es zahlt sich aus. Ich kann nur wiederholen, dass es total wichtig ist, in der digitalen Welt etwas zu präsentieren. Es muss ja nicht nur online sein, man kann auch in den Magazinen Werbung einschalten, aber das ist halt die Jugend, man macht doch alles online, kauft Kleidung und Reisen, alles. 

Wenn jetzt eine Friseurin in einem kleinen Ort meint, sie hätte eh ihre Stammkunden und braucht das nicht?
Ich denke, das würde sich auch am Land auszahlen. Da gibt es ja auch die andere Ortschaft, man setzt sich schnell mal ins Auto und fährt ein Stück, um etwas Neues auszuprobieren. Diese Art von Werbung gibt es sonst nicht, man kann es ja einfach ausprobieren und wenn's klappt, dann klappt's, wenn nicht, dann nicht, man sollte es aber nicht unversucht lassen.

Bei den Kundenmeinungen auf eurer Webseite sind einige Bloggerinnen dabei.
Ich habe ein paar Bloggerinnen unter Vertrag, die dürfen so oft kommen, wie sie möchten und sich frisieren lassen. Sie müssen dann darüber berichten – negativ als auch positiv, wie sie das eben empfinden. Und sie sollten in diesem Zeitraum zu keinem anderen Friseur gehen.

Wie kam die Idee dazu?
Mir ist die Idee vor zwei Jahren gekommen, ich selbst habe auch bei Bloggern geschaut, was ist gesund zum Essen und was ziehen sie an und dann habe ich mir gedacht: „Warum nicht auch bei den Haaren?“. Ich habe eine angeschrieben und plötzlich hatte ich sehr viele Anfragen. Da musste ich mich gar nicht groß anstrengen. Und diese Bloggerinnen ziehen auch viele Neukunden an – das funktioniert sehr gut. 

imSalon: Und die Blumenkränze von "We are Flowergirls"? Viele Friseure scheuen sich davor, teurere Accessoires anzubieten.
We are Flowergirls macht sehr viel Werbung für sich. Die Kränze sind so aktuell, die kann man auch zum "Kleinen Schwarzen" tragen. Die Kunden kaufen das zur Frisur dazu oder einfach so, wenn sie z.B. was online auf Facebook oder Instagram gesehen haben und dann hier in die Vitrinen schauen. Die Kränze halten ja, also wird auch in teure Accessoires investiert.

Ihr hattet auch schon Events hier. Was bringt das als Salon?
Jeder Event bringt was. Events sind irrsinnig gut, wenn man ein neues Produkt hat oder wenn man wieder etwas aufleben lassen möchte. Wenn z.B. L'Oréal zu mir kommt und fragt, ob sie mein Geschäftslokal nützen dürfen, finde ich das großartig. Es ist eine Abwechslung und du erfährst immer Neues. 
Wir haben aber auch markenunbhängige Events, z.B. letztens einen Bloggerflohmarkt. Wir haben im Salon Platz gemacht, viel dazu gepostet und dann sind viele Leute gekommen, die eigentlich nur ein T-Shirt anprobieren wollten und gleich unsere Visitenkarte mitgenommen haben. Also eine neue Zielgruppe, die gar nicht an Haare gedacht hatte und wieder neue Kunden. 

Die Oper ist in Sichtweite. Wie wichtig ist die Ballsaison für euch?
Jetzt gerade sehr wichtig! Heuer war es extrem, es gab viele Ballbesucher und viele Hochsteckfrisuren. Das ist immer eine schöne Abwechslung zum Alltag. Ich biete auch die Möglichkeit, sich hier gleich umzuziehen - es gibt Spinde zum Sperren und man kann die Sachen am nächsten Tag abholen. Dazu gibt es Sekt, Prosecco, Kekse - das klassische Programm und danach kann man zu Fuss rübergehen.

Was sind Deine Pläne für die Zukunft?
Ich habe hier eine Barber-Ecke, darum suche ich einen echten Herrenfriseur. Es gibt zwar eigene Barber-Shops, wo keine Damen reindürfen, aber ich möchte das offener machen, dass Pärchen gemeinsam zum Friseur gehen können und die Männer trotzdem ihre eigene Männerwelt haben.