01.10.2016

BUNDYs Frexit – Vanessa und Hannes gehen eigene Wege

Im Gespräch mit Raphaela Kirschnick

Zuerst glaubte ich, mich verhört zu haben, aber was so unglaublich klingt ist wahr. Nach vielen Jahren Geschäftsleitung, Salonführung, Kreativkopf verlassen Vanessa Steinmetz-Bundy (Tochter von Hans Bundy) und Hannes Steinmetz das Unternehmen, um neue, eigene Wege zu beschreiten.

Bevor nun die Gerüchteküche brodelt, Phantasie-Geschichten im Stile „Schon immer hab ich gewusst, dass…“ umherschwirren, habe ich das persönliche Gespräch gesucht. Ich sitze mit Vanessa, Hans und Georg Bundy im Bundy-Haus im 14ten und spüre die Emotion der angebrochenen Zeit.

imSalon: Vanessa, ihr steigt komplett aus, ist das wirklich wahr?
Vanessa Bundy: Ja! Hannes und ich sind 42 und wollen einfach nochmal durchstarten, was ganz eigenes mit unserem Namen "Steinmetz-Bundy" auf die Beine stellen. Wir starten im Kleinen und übernehmen den Salon am Opernring.

imSalon: Seit wann ist diese Entscheidung fix?
Vanessa: Im Sommer haben wir den Plan intern finalisiert. Bis 31.01.2017 bin ich noch in der Geschäftsleitung aktiv, beratend bis Ende März. Hannes startet mit 01.06.2017 den Salon.

imSalon: Wie geht es Dir damit?
Vanessa: Ich fand es immer schrecklich, wenn Mitarbeiter kündigten und dann meinten, es falle ihnen wirklich schwer. Und jetzt sitze ich hier und sage das Gleiche. Es fällt mir sehr schwer, aber gleichwohl freue ich mich riesig auf unser neues Vorhaben. Ich werde wieder in der Nähe der Kunden und Mitarbeiter sein, wieder etwas Kleines leiten, darauf freue ich mich am meisten.

imSalon: Hans, wie geht es dir damit?
Hans Bundy: Es schmerzt schon! Aber ich respektiere die Entscheidung, letztendlich muss es beiden Seiten gut gehen und wir werden das meistern, als Unternehmen, vor allem aber als Familie. Die Unternehmensanteile meines Familienstammes bei BUNDY BUNDY ändern sich nicht und da hält Vanessa nach wie vor ihre Anteile wie bisher.

imSalon: Georg, wie geht es Dir damit?
Georg Bundy: Es ist eine spannende Zeit, für uns alle. Es gilt noch vieles zu klären und Hans und ich müssen wieder stärker ins Tagesgeschäft einsteigen. Meine Tochter Pia (30) wird nun mehr Aufgaben übernehmen und arbeitet bereits als Geschäftsleitungsassistenz.

imSalon: Wird es ein Familienbetrieb bleiben?
Georg Bundy: Absolut, auch wenn Manager, die keine Familienmitglieder sind, Teile des operativen Bereichs leiten, bleibt es ein Familienunternehmen. Und Pia, meine Tochter, wird zuerst BUNDY BUNDY mit uns gestalten, um dann in absehbarer Zeit die Geschäftsführung von mir zu übernehmen.

imSalon: Kein Verkauf geplant?
Georg Bundy: Nein! 2019 feiern wir 100jähriges Firmenjubiläum. Unser Großvater hat 1919 den ersten BUNDY Salon in der Praterstraße eröffnet. Den Salon gibt es noch immer und eine der nächsten großen Aufgaben ist dieses Ereignis vorzubereiten.

imSalon: Wie alt seid ihr jetzt eigentlich, wenn ich fragen darf?
Hans Bundy: „Es dauert lange, jung zu werden“, hat Picasso gesagt.
Georg Bundy: Ich bin 76 und Hans 73 Jahre alt.
imSalon: Wow, Hut ab, Ihr sprüht vor Energie.

imSalon: Die Mitarbeiter wurden bereits informiert! Wie waren die Reaktionen?
Hans Bundy: Schock! Seit 10 Jahren ist ja alles auf Vanessa und Hannes als Leitfiguren aufgebaut. Wichtig ist uns nun, Sicherheit zu vermitteln und dem Gespür zu folgen, was das Unternehmen in der Übergangszeit braucht. Dafür nützen wir einige Coaches. Die Wallnerstraße ist sicherlich die aufwendigste Aufgabe, da hier Hannes werkte.

Hannes war auch Kopf des Kreativteams, wer wird hier übernehmen?
Georg Bundy: Das wird Gerhard Kopfer machen, der das Team ja seit Jahren mit Hannes betreut.

imSalon: Die intensive Arbeit mit Schwarzkopf bleibt weiterhin bestehen?
Hans Bundy: Schwarzkopf wurde bereits informiert und selbstverständlich ändert sich hier nichts.

imSalon: Da bin ich nun neugierig! Vanessa, mit welcher Marke werdet ihr zusammenarbeiten?
Vanessa Bundy:
Wir haben uns hier noch nicht entschieden, es liegt noch einiges an Arbeit vor uns.

imSalon: Eure größte Herausforderung, die diese Situation mit sich bringt?
Georg Bundy:
Neue Zukunftsvisionen für BUNDY BUNDY zu etablieren und interne Sicherheit zu geben.
Vanessa Bundy: Meine größte Herausforderung wird sein, einen Schritt retour zu gehen, klein anzufangen.
Hans Bundy: (denkt lange nach) Ich frage mich, wer ersetzt mir nun den jüngeren Sparringspartner?
Vanessa Bundy: Papa, da gibt es 270 Möglichkeiten im Unternehmen
(alle lachen)

Ich spüre die Emotionalität und den vertrauenden Blick der Familie auf einen Weg, den man getrennt und doch gemeinsam gehen wird. Ein Familienunternehmen, das persönliche Entscheidungen respektiert, unterstützt und sich damit neu erschafft. Wie, das bleibt spannend.

Ich wünsche euch allen von Herzen weiterhin viel Erfolg und freue mich auf die 100-Jahr Feier.