Credit: Fotolia #171787058 | itakdalee

09.06.2017

Berufsschulen Friseure Spittal und Villach werden geschlossen

Bis 2025 sollen Ausbildungsstandorte in Klagenfurt integriert werden...

Es gibt Entscheidungen, die gehören getroffen, zweifellos, aber bei manchen fragt man sich dann doch, ob die politische Motivation die Notwendigkeit übertrifft.

In der Friseurbranche kämpfen wir an zwei großen Fronten: Erstens, einem allgemeinen Imageproblem und zweitens, dem damit Hand in Hand gehenden Nachwuchsschwund, bundesweit liegt der Rückgang von Lehrlingen mittlerweile bei über 20%.

Soweit so schlecht. Da liegt auf der Hand: Weniger Lehrlinge = geringerer Bedarf an Ausbildungsstätten. Ist das so einfach?

In der "Kleinen Zeitung" erklärt sich Landeshauptmann Peter Kaiser staatsmännisch, spricht von Zukunftssicherung und dem Schaffen einer Basis für erfolgreiche Wirtschaftsbetriebe. Gewürzt ist das Ganze noch mit schlagenden Begriffen wie Ressourcenbündelung, Infrastrukturkosten, technologischem Fortschritt und Kompetenzzentren, ... fertig ist das Polit-Rhetorik-Süppchen.

Schülerzahlen sinken, ob es nun sehr motivierend für die jungen Spittaler sein wird nach Klagenfurt zu fahren oder dort im Internat zu wohnen sei dahingestellt. Zumal die erst 2008 generalsanierte Berufsschule Spittal einen außergewöhnlich guten Ruf hat, stellt sie doch so ziemlich jährlich die Sieger der bundesweiten Lehrlingswettbewerbe.

Landesinnungs-Stellvertreter Dietmar Koschitz erklärt uns im Gespräch: "Für uns Friseure ergibt das keinen Sinn, denn Lehrer sind bereits pragmatisiert, Klagenfurt muss umgebaut werden, ein Internat wird notwendig und für die Familien fallen damit ordentlich Mehrkosten an." Von Kostenersparnis kann mittelfristig also keine Rede sein. Koschitz fügt hinzu: "Außerdem ist es ganz komisch gelaufen, diskutiert wurde im Innungsausschuss, wir haben den Landeshauptmann Kaiser mehrfach eingeladen. Wir haben nicht einmal etwas zurückgehört."

Getoppt wird das Ganze durch die Tatsache, dass man in Kärnten erst über die Homepage erfuhr, dass die Schule geschlossen würde.
"Die Gerüchte waren zwar da, aber die Friseure scheinen denen einfach egal" betont Koschitz, "Die Qualität der Spittaler Schule ist sensationell, die Programme der Birgit Mosser wegweisend. Die aktuelle Bundesmeisterin kommt aus Spittal, wie viele Jahre zuvor. Spittal mischt immer ganz vorne mit."

Budgetüberlegungen ergeben durchaus Sinn, ebenso die Bündelung von Ressourcen an einem Ort.
Ein junger Mensch, der Friseur werden möchte, lässt sich davon durchaus nicht abhalten, aber die vielen Unentschlossenen, die sich während der Lehrzeit ihr Urteil bilden, nicht zu Wenige, wird man hiermit wohl verlieren.
Mit Spittal wird ein Berufsschulkompetenzzentrum geschlossen, welches in Österreich an mehreren Fronten Vorbildfunktion erworben hat und immer wieder als Fallbeispiel herangezogen wurde. Es wäre schön, würde man diese Entscheidung nochmals überdenken und mit den Fachleuten der Innung Alternativszenarien überlegen.