17.08.2016

Bertram K's neuer Coup

Haarschneidetechnisch hat Baertram K jetzt alles erreicht, L’Oréals neue Schnittschule TIMELESS CUTS trägt seinen Namen ...

Warum er damit erst am Anfang steht und endlich ein kompletterer Friseur werden will, verrät uns Bertram K.

Im Interview mit Raphaela Kirschnick
 

„Ich lehre nicht, ich bringe näher…“

imSalon: Bertram, du bist Friseur, Österreicher, seit Jahren für L’Oréal auf der Bühne und jetzt auch noch auserkoren L’Oréal’s internationale Schnittschule zu entwickeln. Was ist das für ein Gefühl?
Bertram K: Ich bin ja nicht einer, der großkopfert ist. Ich freue mich extrem darüber, weil es ein Dank für die jahrelange harte Arbeit ist. Ich habe ja doch in den letzten 13 Jahren über 60 Länder für die Firma bereist und Friseuren Haareschneiden nähergebracht.
Ich würde nie gelehrt sagen, sondern nähergebracht und dabei habe ich immer versucht,das Ganze vom System so zu vereinfachen, dass Friseure Kunden in einer Salonsituation variierend bedienen können. Ich glaube, dass viele Friseure Haareschneiden so kompliziert sehen, dabei ist es einfacher als was man glaubt.

imSalon: Du hast vorhin auf der Bühne einen interessanten Satz gesagt: „Alles, was wir tun, sollte das Leben der nächsten Generation einfacher machen!“ War das auch ein Teil der Zielsetzung für dich?
Bertram K: Ja, die Friseurzunft hat mir so viel gegeben, jetzt mag ich zurückgeben. Ich habe neue Ideen immer von Anfang an mit Leuten gemeinsam ausprobiert, denn Ideen funktionieren nur, wenn sie duplizierbar sind.

Natürlich erfüllt es mich mit immensem Stolz, dass ich für die Schnittschule auserkoren bin. Das war auch nicht so einfach, denn du darfst nicht vergessen, ich mache das jetzt seit 27 Jahren, davon bin ich seit mehr als 20 Jahren auf der Bühne. Sollte ich jetzt anfangen komplizierter Haare zu schneiden, nimmt mir das ja niemand ab. Das muss ja gleichbleibend, einfach und logisch sein.

Dahinter stehen jahrelange Beobachtungen, denn viele Dinge ändern sich nicht beim Haareschneiden. Es geht immer nur um Winkel und um die herum haben wir das Ganze aufgebaut. Für junge Leute, die in den Beruf kommen, ist das einfacher umzusetzen, um schneller an die Kundin zu kommen und erfolgreich zu werden.

„Der beste Lehrer ist man selbst, wenn man nur möglichst viel ausprobiert…“

ImSalon: Oftmals lehnt man sich ja in seinen Ideen und Entwicklungen an andere Vorbilder an. Gibt es solche Vorbilder, z. Bsp. Sassoon, Pivot Point, Toni Guy?
Bertram K: Prinzipiell kann man das Rad ja nicht neu erfinden. Und da muss ich auch ehrlich sagen, wir wollten kein Konkurrenzprodukt zu Sassoon, Pivot Point, etc. herausbringen. Bei Sassoon ist alles viel umfangreicher, da dauert ein Beginners-Kurs 8 Monate, Toni&Guy 3 Monate, auch Pivot Point ist eine Schule. Sie alle haben das auf einem ähnlichen Prinzip aufgebaut, eben, weil du das Rad nicht neu erfinden kannst. Wir haben das als Idee genommen und es nochmal vereinfacht, weil meines Erachtens viele Sachen gar nicht notwendig sind, die muss man sich sowieso selber beibringen. Etwas, das man falsch macht, woraus man dann lernt, das bringt einen weiter in seinem Verhalten, als wenn es von jemandem beigebracht wird. Ich glaube, der beste Lehrer ist man selbst, wenn man so viel wie möglich ausprobiert.

„Der beste Lehrer ist man selbst, wenn man so viel wie möglich ausprobiert.“

imSalon: Gibt es Herausforderungen in der Einfachheit?
Bertram K: Ich glaube, die Einfachheit ist viel schwieriger als das Komplizierte! Das ist ja in allem so, ob in der Musik, ob im Kochen, nimm die italienische Küche, die ja extrem einfach ist, aber genau darin liegt die Kompliziertheit, etwas so simpel zu halten. Wenn du Mode nimmst, der A Linienschnitt ist der einfachste, den es gibt, aber in der Einfachheit muss sie perfektioniert! Beim Haareschneiden ist das meines Erachtens genauso.

imSalon: Bei Friseuren ist es ja oft so, dass sie enttäuscht sind, wenn etwas zu einfach ist. Sie geben lieber tausend Nadeln beim Hochstecken auf den Kopf, so dass die Frisur richtig friseurig ausschaut. Also gibt es Friseure, denen das zu simpel ist?
Bertram K: Ja, als ich das System in Barcelona 80 Friseuren aus der ganzen Welt gezeigt habe, da gab es schon eine gewissen, bei Frauen sagt man Stutenbissigkeit, einen gewissen Neid.
Das ist so schön an Amerika, da sind die Leute viel offener für Neues.

imSalon: Also in Zukunft können wir deinen Namen in einem Atemzug mit Sassoon, Toni & Guy hören?
Bertram K: Nein! Nein, ich bin ja eine One-Man Show und nicht duplizierbar. Ich würde mich freuen, wenn ich irgendwann mal in einem Atemzug mit Trevor Sorbie genannt werden würde, der ist ja auch eine One-Man Show, der über 30 Jahre hart daran gearbeitet hat, um aus seinem Namen eine Marke zu machen und eine Bühnengröße zu werden.

Ich finde Anthony Mascolo super, das ist einer der nettesten Menschen, die ich je getroffen habe. Ich bin froh, meinen Konzern seit 12 Jahren zu haben, der mich das machen lässt.

„Jetzt möchte ich ein umfangreicherer Friseur werden…“

imSalon: Das klingt ja danach das Top erreicht zu haben, gibt es etwas, dass das überhaupt noch toppen kann?
Bertram K: Da gibt es einiges, ich habe letzte Woche auf Zypern das erste Farbseminar meines Lebens gegeben und die Leute hat das komplett umgehauen. Ich habe mich früher immer aufs Haareschneiden konzentriert. Jetzt möchte ich ein umfangreicherer Friseur werden und werde mich nun mehr um die Farbe kümmern. Das ist mir ein Anliegen!

Das Aufstecken auch, ich glaube je umfangreicher mein Schöpfungsfeld wird, umso mehr kann ich mir etwas vom Färben fürs Haareschneiden herausziehen und umgekehrt. Gerade diese übergreifenden Sachen sind ja für Zuseher ebenso interessant.

„Jedes Werkzeug ist eine Verlängerung deiner Hand …“

imSalon: Deine Techniken sind rein für die Schere. Was ist mit Messer oder Calligraph?
Bertram K: Ich finde, dass jedes Arbeitstool, das auf dem Markt ist, extrem wichtig ist. Es gibt Leute die schneiden mit Samuraischwert, manche mit Glasscherben, mit Stanleymessern, mit Feuerzeug, ich glaube alles, was unsere Zunft bereichert und zusätzliche Facetten zum Alten dazu bringt, ist positiv. Nur es ist wichtig, dass jeder für sicher herausfindet, was sein „Unique selling Proposition“ (Einzigartiger Verkaufsvorteil) ist, was sein Tool ist, womit er sich am besten ausdrücken kann, im Prinzip ist jedes Werkzeug eine Verlängerung deiner Hand.

Wichtig ist, dass jeder, das für sich Richtige findet.

imSalon: Das ist ein schöner Schlusssatz, danke und weiterhin viel Erfolg.