02.01.2013

Andrea Hubatschek

Andrea Hubatschek begann im Strassl Unternehmen als Stylistin, übernahm später die Leitung des ersten Strassl Exklusiv Salons in Wien-Döbling und ist mittlerweile langjährige Partnerin in der Strassl-Gruppe. Ihr Erfolgsfaktor: Teambuilding, die Entwicklung sozialer und fachlicher Kompetenzen und ständiges Lernen im Team. [i]Fakten:[/i] - 2 Filialen - 15 Mitarbeiter | 7 Lehrlinge

Sie haben sich als Unternehmerin für die Strassl Gruppe entschieden. Worin liegen hier die Vorteile für Sie?
Viele Vorteile liegen auf der Hand. Wir können zum Beispiel im Einkauf und im Auftreten als große Gruppe und großer Kunde gegenüber anderen Unternehmen, einiges an Synergien erzeugen. Sei das durch eine gemeinsame Einkaufspolitik, einen einheitlichen Werbeauftritt, gemeinsame Ausbildungsprogramme und vieles mehr. Außerdem hat man dann doch immer das Sicherheitsnetz unter einem. Auf Unterstützung kann man innerhalb der Gruppe zu jederzeit zählen, sei das im Rahmen finanzieller Investitionen, oder ob einfach einmal ein Assistent gebraucht wird, weil Geschäftsspitzenzeiten herrschen.

Haben Sie jemals darüber nachgedacht, ein „eigenes“ Unternehmen zu gründen, das vielleicht Ihren Namen trägt?
Welcher Friseur tut das nicht?! Aber was nicht ist, kann ja noch werden, habe ich recht?!

In den Strassl Exklusiv Salons haben Sie eine exklusive Klientel, auch sogenannte „Promis“. Welche Anforderungen stellt das an Ihre Mitarbeiter?
Fachliche Kompetenz setzen die Kunden bei Strassl Exklusiv ganz klar voraus, deshalb sehe ich hier keine veränderten Ansprüche an meine Mitarbeiter. Dieses Klientel will vor allem aus dem täglichen Stress der uneingeschränkten Aufmerksamkeit entfliehen, was meine Mitarbeiter vor die Aufgabe stellt, ihnen das Gefühl zu geben auf Urlaub zu sein. Wir merken ganz klar, dass diese Personen ein Bedürfnis haben, einige Zeit einfach sie selbst sein zu dürfen, fernab vom jeglichem Rampenlicht. Ich schule meine Mitarbeiter deshalb verstärkt in den Bereichen der emotionalen Intelligenz und der sozialen Komponente.

Welche Fragen stellen Sie in Bewerbungsgesprächen?
Mir geht es vor allem um die soziale Komponente und Kommunikationsstärke, alles andere kann man lernen. Ich stelle Fragen, die mir den Charakter des Bewerbers offenbaren, nach ihren Stärken, nach ihren Defiziten, und simuliere schwierige Kundengespräche, um zu sehen, wie die Bewerber in Stresssituationen reagieren. Weiters teste ich das Interesse an aktuellen Geschehnissen. In unserem Beruf muss man die Menschen begeistern können, gleichzeitig aber auch interessieren, man muss mit ihnen tiefere Gespräche führen, und deshalb immer am Ball bleiben, was in der Welt gerade passiert. Diskretion ist ebenfalls sehr entscheidend.

Was sollte in einem guten Bewerbungsschreiben niemals fehlen?
1. Da es sich um eine kreative Branche handelt, erwarte ich mir heute von den Bewerbern, dass ihr Lebenslauf sowie Anschreiben auch dementsprechend gestaltet wird. Gleichzeitig hilft es, sich von den Mitbewerbern abzuheben.
2. Authentizität, wenn ich merke, dass die Person zu keiner Zeit sie selbst ist, so ziehe ich trotzdem jenen Bewerber vor, der offen fachliche oder sonstige Defizite auch dementsprechend offen kommuniziert, wichtig ist der Wille zum Lernen.
3. Ziele, ich setze klare Vorstellungen des Bewerbers voraus, was seinen Weg in unserem Unternehmen anbelangt. Was sie oder er erreichen möchte, wo er sich kurz-, mittel- und langfristig sieht, und auch was er dem Unternehmen mitbringt, denn schließlich bieten wir ihr oder ihm auch viele Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und Karriere sowie eine hochwertige Aus- und Fortbildung.

Wertschätzung, Individualität, Eigenverantwortung stärken die Zugehörigkeit zum Unternehmen. Ihr Tipp zur Mitarbeitermotivation?
Mitarbeiter gehören gefördert, aber im selben Maße auch gefordert. Durch die hohen Ansprüche, die ich an meine Mitarbeiter stelle, lernen sie, was es heißt, Bestätigung wirklich zu verdienen und Anreize zu erarbeiten. Da Anerkennung nicht ohne Zutun oder Engagement erlangt werden kann. Genaue Zielvorgaben und transparente Anforderungen helfen immens dabei, die Mitarbeiter nicht zu demotivieren, da sie so jederzeit wissen, was sie zu leisten haben um voranzukommen (und natürlich auch, was sie selbst leisten möchten). Ein offenes Ohr zu haben, auch für die ganz alltäglichen Probleme der Mitarbeiter und Unterstützung zu bieten, wann immer sie nötig ist, wirkt überdies weit mehr, als Motivation über das Gehalt.

Welche Aufstiegschancen haben Ihre Mitarbeiter?
Dieselben die ich auch hatte. Ich begann als angestellter Stylist nach Beendigung meiner Lehre und übernahm nach einiger Zeit die Leitung des ersten Geschäfts „Strassl-Exklusiv Döbling“, bis ich schließlich Partner in der Strassl-Gruppe geworden bin. Das ist auch eine der großen Stärken der Strassl-Gruppe. Auch eine Expansion ist möglich, wie in meinem Fall, nachdem ich die Möglichkeit bekam, ein zweites Geschäft zu eröffnen und so die Entwicklung meiner Mitarbeiter sichern konnte („Hair-Fair" Taborstraße, 1020 Wien).

Wie handhaben Sie Aus- und Weiterbildung Ihres Teams?
Dabei unterstützt uns unter anderem die Firma „Wella“ seit Jahren. Gemeinsam erarbeiten wir Ausbildungspläne und Programme, die meine Mitarbeiter dann individuell durchlaufen, nur so kann sichergestellt werden, dass sie genau jene Förderung erhalten, die sie brauchen und wünschen. Neben der individuellen Förderung lege ich auch großen Wert darauf, meinen Mitarbeitern Kommunikationsseminare zu ermöglichen, sowie Workshops zum Team-Bildung. Letztere ermöglichen es, dass ein viel größerer Firmenzusammenhang entsteht und stärkt die Teamarbeit im täglichen Beruf.

Gibt es etwas, dass Sie gern am derzeitigen Ausbildungssystem in Österreich verändern würden?
Ich trete ganz klar für die Ganztagsschule ein, es kann keine Alternative zu verstärkter Betreuung unserer jungen Generation geben. Die Lehre nach Beendigung der Matura muss viel mehr kommuniziert werden, denn sie stellt eine großartige Möglichkeit für Menschen dar, die eine solide Bildung erhalten möchten, ergänzt um das praktische Know-how eines Handwerks (ein Projekt in der Berufsschule Kreitnergasse wird bereits erarbeitet). Weiters würde ich mir wünschen, dass Förderungen, gerade in Bereichen die meine Mitarbeiterausbildung betrifft, weniger unbürokratisch vonstatten gehen. Dadurch könnten wir viel mehr Geld investieren und uns einiges an Zeit sparen, beziehungsweise diese effizienter nutzen, um unsere Mitarbeiter noch mehr zu fördern.

Und wie fördern wir längerfristig bei Jugendlichen das Interresse an einem Job in der Friseurbranche?
An oberster Stelle muss der Stellenwert einer Lehre stehen. Dieser ist meiner Meinung nach viel zu gering in der heutigen Gesellschaft, vor allem in Österreich. Wird das Ansehen des Friseurberufs wieder als kreatives, schaffendes und traditionelles Handwerk wahrgenommen, so denke ich, dass die Jugend vermehrt diesem Beruf nachgehen wollen würden und die Motivation käme dann von ganz alleine. Die Mehrheit ergreift heute nicht eine Lehre aus der eigenen Motivation heraus, sondern auf Grund schulischer Leistungen oder familiären Gegebenheiten.

Wünsche an die Branche?
Mein erster Wunsch wäre, dass die Branche nicht aufhört Lehrlingen eine Chance zu geben und diese bestmöglich ausbildet. Auch wenn es manchmal schwer sein kann, motivierte junge Menschen zu finden, sie bilden doch unsere zukünftigen Talente und sichern die Weiterentwicklung unserer Salons durch neue Ideen und Tatendrang. Weiters würde ich mir wünschen, dass man gemeinsam als Branche, dem Frisörberuf wieder das Image verleiht, das es verdient. Es ist ein zeitloses, kreatives und schaffendes Handwerk, das immer in Mode ist. Der hohe Stellenwert darf nicht verloren gehen.
 

Jänner 2013


Interview:Katja Ottiger