24.10.2020

Alex Socher – so viele Lehrlinge wie noch nie

Noch nie so viele coole Bewerbungen, ein sehr striktes Salon-Konzept. Alex Socher nutzt die Gunst der Stunde und setzt auf mehr Service …

Im Gespräch mit Raphaela Kirschnick

Alex, wie bist Du Mitarbeitertechnisch durch Corona gekommen?
Alex Socher:
Da ich am Anfang davon ausging, dass wir mindestens drei Monate den Salon schließen müssen, habe ich mich für eine einvernehmliche Lösung mit Wiedereinstellungsgarantie entschieden. Als Dankeschön an meine Mitarbeiter gab es dafür einen Bonus für jeden.

Wie sind deine Mitarbeiter damit umgegangen?
AS:
Meine langjährigen Mitarbeiter sind sofort auf mich zugekommen und meinten proaktiv „Kündige uns!“ Die Jüngeren haben sich noch andere Meinungen eingeholt, sind dann aber letztendlich alle mitgezogen.

Das war dann gut, oder?
AS:
Naja, samstags gab es Aufruhr: Kurz und Gewerkschaften empfehlen Mitarbeitern, bloß keine einvernehmlichen Lösungen zu unterschreiben, Kurzarbeit sei das Beste. Natürlich habe ich allen sofort zugesichert mir das anzusehen.

Wie hast Du darauf reagiert?
AS:
Nach Rücksprache mit meiner Steuerberaterin haben wir uns dann entschieden, in der ersten Woche nochmals alle Informationen einzuholen, alles nochmal durchzugehen, um die richtige Entscheidung für das Unternehmen und für die Mitarbeiter zu fällen. Es ist dann bei der einvernehmlichen Lösung mit Wiedereinstellungsgarantie geblieben, alle waren happy.

Wie sieht das finanziell für Dich aus?
AS:
 Unser Salon hat nunmehr seit über 10 Jahren geöffnet und ich habe sehr gute finanzielle Berater, daher war ich für diese Zeit Gott sei Dank gut abgesichert, auch wenn es länger gedauert hätte, jedoch nur mit dem System der einvernehmlichen Lösung, mit der Kurzarbeit hätte das ganze anders ausgesehen.

„Alle Mitarbeiter arbeiten seit Öffnung wieder voll …“

Hast du dann alle wieder voll eingestellt?
AS:
Ja, sofort nach Öffnung. Nur eine Mitarbeiterin arbeitet weniger wegen der Kinder und der Homeschooling Belastung. Alle anderen sind wieder voll eingestellt.

Wie läuft’s sonst?
AS:
Super! Die ersten zwei Monate waren ein Wahnsinn dank eines guten Konzepts. Wir hatten montags offen, um die gesetzliche Quadratmeterregelung einhalten zu können und das Team entsprechend geteilt. Was uns jedoch das Wiedereröffnen sehr schwer gemacht hat, war die viel zu späte Bekanntgabe der gesetzlichen Maßnahmen, die erst ein paar Stunden davor bekannt gegeben wurden.   

Wie habt Ihr die Termine koordiniert?
AS:
Unser Onlinebuchungssystem hat uns gerettet 70% aller Buchungen nach dem Opening kamen über Treatwell. Das war für uns ein sehr großer Vorteil und vorallem haben wir dadurch auch viele NeukundInnen bekommen.

Was war für dich die größte Änderung seither?
AS:
Wir waren seit Herbst letzten Jahres ein bisschen unterbesetzt. Nach dem Lockdown hab‘ ich viele sehr gute Bewerbungen bekommen, im Übrigen alle über euch, über jokira.at. Es war nicht geplant, einen zusätzlichen Lehrling aufzunehmen, aber es waren 2 Bewerber so gut, dass wir uns nicht entscheiden konnten und somit beide eingestellt haben, somit hab ich jetzt 5 Lehrlinge, soviele wie noch nie zuvor.

Wie viele StylistInnen hast du aktuell?
AS:
8 Stylisten in Vollzeit, einen in Teilzeit, 5 Lehrlinge

Und was ist deine Idee mit den fünf Lehrlingen?
AS:
Unsere Idee ist es, einfach dem Kunden in dieser speziellen Zeit einen besseren Service bieten zu können. Mit den zusätzlichen Hygienemaßnahmen sind die Aufgaben auch weiter angewachsen.

Gibt’s Probleme mit den Hygieneauflagen?
AS:
Nein, darauf wird bei uns im Salon sehr viel Wert gelegt, von mir aber auch von meinen MitarbeiterInnen.  Bei uns darf nie die Maske abgenommen werden, unabhängig ob es von der Regierung z.B. bei der Einwirkung der Haarfarbe am Platz erlaubt ist. Ob das jetzt Gesetz ist oder nicht steht nicht zur Diskussion, bei uns ist das so. Und wenn jemand etwas trinken möchte, bekommt er natürlich von uns ein Getränk, jedoch bitten wir ihn dann, draußen zu trinken. Bei uns im Salon ist es immer ziemlich voll und es wäre einfach nicht tragbar, wenn da etwas passiert. Ich gehe da lieber auf Nummer sicher.

Wie gestaltet ihr aktuell Weiterbildung?
AS:
Unser Trainingsplan läuft ganz normal ab, jeden Mittwochabend haben wir unsere Trainingsabende. Einen Mittwoch Farbe, den anderen Schnitt, dafür steht dann immer der jeweilige Trainer zur Verfügung und alles läuft wie im Salonalltag mit Maske ab.

Was sind deine Wünsche an die Politik für Friseure?
AS:
Wir brauchen eine Fast Lane, wir können ja nicht mal eben ins Homeoffice. Ich zahle jedes Mal für meine MitarbeiterInnen, wenn sie einen Test machen müssen. Eine Mitarbeiterin mit einem negativen Testergebnis war 20 Tage in Quarantäne, weil einer aus demselben Haus positiv getestet wurde. Sie ist fast einen ganzen Monat ausgefallen… als Farbspezialistin ist ihr Umsatz für mein Unternehmen essentiell. Es gibt zwar die Möglichkeit, von der Regierung einen Teil des Lohns zurückzubekommen, aber die Umsatzeinbußen und auch die Provisionszahlung an die Mitarbeiterin, die sie ja durch den Ausfall nicht erhält, erstattet uns keiner.

Gibst Du im Herbst Seminare?
AS: Nein, die habe ich alle abgesagt. Salon comes first!

Alex, vielen Dank für deine offenen Worte. Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg, bleib gesund und natürlich freuen wir uns auch darauf, dich mal wieder auf der Bühne zu sehen.


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