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30.12.2011

Aaron Leufen ... aus einem Familienunternehmen

Im Friseursalon und in der Linzer Friseurschule Lutz Leufen aufgewachsen, kam die Entscheidung Friseur werden zu wollen, erst nach reiflicher Überlegung mit 19 Jahren. Dann aber mit umso mehr Leidenschaft und Engagement.

Nach der Lehre zum Friseur und Trainer im Familienunternehmen folgten Trainerausbildungen, u.a. bei Wella Professionals. Mittlerweile ist der 27-jährige Stylist Geschäftsführer und Trainer bei Lutz Leufen Frisuren & Training und arbeitet im Schulungsbereich bei KMS California.

Im Interview mit Katja Ottiger
 

Im Lutz Leufen – Familienunternehmen trittst du in die Fußstapfen deiner Eltern. Sowohl im Salon als auch als Trainer. Wann hast du deine Leidenschaft für den Beruf entdeckt?
Aaron Leufen: Sehr spät. Ich war 19, als ich meinen Vater fragte, ob er noch einen Lehrling suche. Lutz war ziemlich überrascht, als ich ihn angrinste und mich bei ihm bewarb.
Aller Anfang ist ja schwer, und ich war immer schon sehr kritisch mit mir selbst. Auch heute bin ich nur selten mit mir selbst zufrieden, weil ich der Ansicht bin, es geht alles noch besser. Das ist für mich Leidenschaft. Nie aufzuhören, in allem was ich mache, noch ein bisschen besser zu werden.

Du arbeitest trendorientiert und an der ständigen Weiterentwicklung des Familienunternehmens. Kommt es da auch mal zu Unstimmigkeiten zwischen den Generationen und wenn ja, wie geht ihr als Familie damit um?
AL: Wir arbeiten im Team, da kommt es natürlich immer wieder zu Diskussionen. Die Grundaussagen unserer Schule bleiben aber immer dieselben, sprich, die Techniken wie wir arbeiten ändern sich nur selten. Brauchen sie ja auch nicht unbedingt, Trends sind ja lediglich Wiederholungen und die Basis bleibt immer dieselbe.
Innerhalb unserer Familie kommt es selten zu Unstimmigkeiten, da wir alle am selben Strang ziehen.

Wie entwickelt ihr eure Schulungsprogramme weiter, um attraktiv und innovativ zu bleiben?
AL: Unsere Schule arbeitet zwar trendorientiert, doch unser Hauptaugenmerk richtet sich auf Basistraining. Viele unserer Partner schicken teilweise ihr ganzes Team zu uns, Lehrlinge, Stylisten, da wir ganzheitlich und persönlich orientiert arbeiten. In meinen Seminaren versuche ich immer, dem Teilnehmer das zu bieten, was er braucht. Einem Lehrling beispielsweise wird's wohl kaum was bringen, wenn ich ihm Personalisierungstechniken zeige, wenn er kaum einen geraden Bob schneiden kann.

Deine wichtigsten (Lehr-)Stationen?
AL: Von Lutz habe ich mein Handwerk gelernt. Noch heute profitiere ich von dem Wissen, was er mir gab und auch noch immer gibt, seine Tipps sind nicht aufzuwiegen. Das hört er zwar nicht gern, aber er war schon immer mein Vorbild! In den letzten Jahren habe ich viele Seminare besucht, doch die Ausbildung zum Wella Fachtrainer war sicherlich die Intensivste. Drei Wochen Training, angefangen von Kommunikation bis Chemie, war alles dabei.

"Viele meiner Kollegen wissen nicht, was sie von Weiterbildung haben könnten, was es ihnen bringt."


Lehren, lernen, über den Tellerrand blicken – diese Dinge scheinen für dich sehr wichtig zu sein. Warum denkst du, sind viele Friseure nicht daran interessiert sich weiterzubilden, obwohl es so wichtig ist?
AL: Ich denke, viele meiner Kollegen wissen nicht, was sie von Weiterbildung haben könnten, was es ihnen bringt. Vielleicht ist es Stolz? Das kann ich ja eh schon, hab ich schon mal gehört/gesehen, ist ja nix Neues.
Viele Friseure sehen sich als Künstler, als Individualisten, die meinen, ihr Handwerk wäre etwas Kreatives. Das stimmt, zum Teil. Aber viele beherrschen ihr Handwerk dann doch wieder nicht und haben keinen oder nur wenig Erfolg. Das spiegelt sich in Statistiken wieder. Kaum ein anderer Berufsstand hat so hohe Ausfallquoten, das liegt nicht nur an Schwangerschaften oder Allergien. Bei mir waren schon viele Lehrlinge, die sagen mussten, in ihrem Salon nichts gelernt zu haben. Wie soll so jemand jemals Leidenschaft entdecken und seinen Job gerne machen?

Wie hältst du dich selbst fit, wo findest du Inspiration?
AL: Meine größte Inspirationsquelle sind Menschen. In unserer Branche sehen wir lediglich Projektionen wenn wir uns nicht mit der Person, die da vor dem Spiegel sitzt, auseinandersetzen. Ich will niemanden etwas aufsetzen, nur weil es gerade Trend ist.
Fachlich inspirieren mich Mode und ihre Bilder. Bilder projizieren die Kreativität des Schöpfers, und derjenige der mich gerade am meisten inspiriert ist Karl Lagerfeld. Seine Art, die Dinge zu sehen, ist wahrhaft besonders und einzigartig, wobei er es schafft, damit alle um sich herum zu begeistern und zu motivieren. Mode und Kunst liegen heute nahe beieinander, da beide etwas ausdrücken. Beides braucht den Menschen als Inspirationsquelle. Damit schließt sich der Kreis.

Wie sieht dein üblicher Arbeitstag aus?
AL: Ich bezeichne meinen Salon gern als zweites Wohnzimmer. Ich bin gerne dort, da sind Menschen, die ich mag (Kunden, Kollegen,...). Für mich gibt es keinen Alltag, jeder Tag ist etwas Besonderes und stellt mich vor neuen Herausforderungen.

Dein härtestes Training?
AL: Mit mir selbst zufrieden zu sein. Das ist tägliches Training.

Was würdest du am österreichischen Friseurmarkt gerne nachhaltig verändern?
AL: Das würde den Rahmen hier sprengen :-)

Mit welchem Friseur in welchem Salon würdest du gerne mal einen Tag lang arbeiten und warum?
AL: Peter Schaider sen. Mit ihm würde ich sogar mal eine ganze Woche verbringen wollen, um mal zuzusehen, wie er das alles unter einen Hut bekommt. Manchmal ist es schon mit ein paar Mitarbeitern schwierig, aber Herr Schaider hat dann doch ein paar mehr.

Was sind deine persönlichen Pläne in naher Zukunft?
AL: Über kurz oder lang werden wir expandieren. Und außerdem heißt es ja nicht umsonst Selbst und Ständig!